Spyware Pegasus: Amazon kappt NSO-Infrastruktur und löscht Accounts

Für die israelische Firma NSO und ihre Spyware Pegasus haben die jüngsten Enthüllungen erste Konsequenzen. Ein großer Cloud-Anbieter hat den Stecker gezogen.

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(Bild: Ioan Panaite/Shutterstock.com)

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Der US-amerikanische Cloud-Dienstleister AWS (Amazon Web Services) hat nach eigenen Angaben Infrastruktur und Accounts stillgelegt, die mit der israelischen NSO Group und ihrer Spyware Pegasus in Verbindung steht. Das berichtet das US-Magazin Vice unter Berufung auf Amazon und nimmt dabei Bezug auf die jüngsten Vorwürfe gegen die israelische Firma, deren Überwachungssoftware auf Dutzenden Smartphones von Journalisten, Menschenrechtlern, deren Familienangehörigen und Geschäftsleuten gefunden worden war. "Als wir von diesen Aktivitäten erfahren haben, haben wir schnell reagiert und die relevante Infrastruktur sowie die Accounts gesperrt", teilte Amazon demnach mit.

Die NSO Group steht seit Jahren in der Kritik, weil die dort entwickelte Spyware entgegen den Zusagen der Firma immer wieder auch von totalitären Regierungen zur Ausspähung der Presse und von Dissidenten genutzt wurde. Die jüngsten Vorwürfe wurden nun von einem Journalistenkonsortium erhoben, das Teile eines Datensatzes von mehr als 50.000 Telefonnummern auswerten konnte. Diese wurden angeblich von NSO-Kunden als potenzielle Ausspähziele ausgewählt. In Deutschland forderten Journalistenverbände bereits Konsequenzen, in Ungarn dementierte die Regierung dort erhobene Vorwürfe und in Frankreich kündigte die Regierung Ermittlungen an.

Aus einer von Amnesty International veröffentlichten, ausführlichen Zusammenfassung der technischen Hintergründe war unter anderem hervorgegangen, dass die von NSO genutzte Infrastruktur zum Betrieb der Spyware auch auf AWS basierte. 73 Server wurden dem US-Anbieter zugeordnet. Weitere genutzte Anbieter sind demnach unter anderem Digital Ocean, Linode und der europäische Provider OVH. Während Amazon nun reagierte, gibt es von den anderen noch keine Statements. Den technischen Berichten zur Pegasus-Spyware zufolge war NSO wohl erst kürzlich zu AWS und dem dazugehörigen Content Delivery Network Cloudfront gewechselt. NSO hatte die am Sonntag erhobenen Vorwürfe vehement zurückgewiesen.

Zur Spyware Pegasus und über die NSO Group:

(mho)