Audioeditor Audacity: Das mit der Datensammlerei, das war gar nicht so gemeint

Nach drei Wochen Streit überarbeitet Audacity seine Richtlinie zur Privatsphäre – mit einer Entschuldigung, dass das Projekt gar keine Daten erhebe.

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"Wir bedauern zutiefst die verfehlte Kommunikation, verursacht durch unser erstes Dokument über die Richtlinie zur Privatsphäre" – mit deutlichen Worten reichen die Audacity-Entwickler den Anwendern des Audioeditors den Olivenzweig. Unmittelbarer Hintergrund ist eine Auseinandersetzung darum, welche Daten die Software über ihre Nutzer sammeln darf.

Jedoch gingen diesem Konflikt mehrere Kontroversen voraus, die in schneller Abfolge seit der Übernahme des freien Projekts durch die Muse Group im Mai 2021 eskalierten: Schon der Einsatz von Google Analytics und der Zwang zur CLA sorgte für böses Blut, der Vorwurf der Kommerzialisierung steht im Raum und auch ein Fork namens Tenacity fand schnell Zuspruch.

Nun versuchen die Entwickler zumindest den ärgsten Vorbehalten gegenüber der neuen Richtlinie zur Privatsphäre entgegenzutreten. Informationen sendet die Software ausschließlich bei einer aktivierten Internetverbindung an das Projekt. Mit diesen will Audacity bloß Fehler des Programms beheben und nach Updates suchen. Ferner soll Audacity keine zusätzlichen Daten für die Strafverfolgung oder sonstige Zwecke erheben.

Darüber hinaus fiel der Hinweis weg, dass Personen unter 13 Jahren Audacity nicht verwenden sollen. Letzterer war in der ursprünglichen Richtlinie enthalten, weil die DSGVO dies als die niedrigste Altersstufe für die Einwilligung zur Verarbeitung von personenbezogenen Daten vorsieht. Das Projekt habe nach eigenen Aussagen Juristen konsultiert, die diese Einschränkung als unnötig ansahen.

Unter Umständen spielt hier eine Rolle, dass die Applikation nun explizit keinerlei personenbezogene Daten speichert oder mit Dritten teilt. Die IP-Adresse – zum Beispiel Teil eines Update-Checks – sendet das Programm zwar an die Server des Projekts und letzteres verarbeitet diese auch. Jedoch fällt hierunter ebenfalls die Anonymisierung der Daten. Ein Speichern und Weiterleiten auch der IP-Adresse schließt Audacity also ausdrücklich aus.

Alle Details finden sich auf der GitHub-Seite des Projekts. Die Reaktionen der Nutzer sind geteilt. Mehrere Anwender begrüßen insbesondere, dass die Altersgrenze weggefallen ist. Jedoch meinen ebenso viele Anwender, dass dies nicht genügen würde und die früheren Vorwürfe dadurch nicht ausgeräumt würden. Auch sei diese Einsicht und Entschuldigung in jedem Fall zu spät gekommen.

[Update 26. Juli 2021, 12:00 Uhr:] Missverständliche Formulierung zur Internetverbindung korrigiert. Zum Hintergrund: In den Einstellungen von Audacity lässt sich die Netzverbindung aktivieren oder deaktivieren. Ausschließlich wenn diese hier in der Applikation selbst – unabhängig vom Rest des Systems – eingeschaltet ist, erhebt und sendet Audacity Daten zu Bugs und Updates. Standardmäßig ist diese Option aktiviert, Nutzer müssen dies, wenn nicht erwünscht, also explizit unterbinden.

Siehe dazu auch:

  • Tenacity: Informationen bei heise Download

(fo)