Universität Harvard: Projekt für systematische Fahndung nach Alien-Artefakten

Ein Team um den nicht unumstrittenen Astrophysiker Avi Loeb will gezielt nach physischen Zeugnissen außerirdischer Zivilisationen suchen.

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Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen um den streitbaren Astrophysiker Avi Loeb wollen im Rahmen eines neuen Projekts an der renommierten Universität Harvard gezielt nach physischen Artefakten außerirdischer Zivilisationen suchen. Das erläuterten sie im Rahmen der Vorstellung des sogenannten "Galileo Projects". Dabei nahmen sie nicht nur Bezug auf die Kontroverse um die Natur des interstellaren Objekts ‘Oumuamua, sondern auch auf die jüngsten UFO-Enthüllungen der US-Regierung. Unter Anwendung der wissenschaftlichen Methode wolle man nun Daten extra optimierter Instrumente auswerten. Im Gegensatz zu ihrer Arbeit widme sich die klassische SETI-Forschung möglichen Signalen, heißt es noch.

Auch wenn das Team deutlich größer ist, konzentriert sich die Aufmerksamkeit zur Vorstellung des Projekts auf dessen Chef, Avi Loeb. Der leitet seit 2011 den Fachbereich Astronomie in Harvard und sorgte zuletzt für eine Kontroverse, als er in einem populärwissenschaftlichen Buch argumentierte, der erste interstellare Komet ʻOumuamua sei nicht natürlichen Ursprungs gewesen, sondern außerirdische Technik. Zum Forschungsteam des Galileo Projects gehören aber jede Menge weiterer Wissenschaftler von verschiedenen Einrichtungen in den USA und Europa. Sie alle verschreiben sich nun dem Ziel, die Suche nach technischen Zeugnissen von Außerirdischen weg von zufälligen oder anekdotischen Beobachtungen hin zu systematischer Forschung zu bringen.

Zur Vorstellung des Projekts haben die Verantwortlichen nun drei vorrangige Ziele formuliert, denen sie sich widmen wollen. So soll das Galileo Project hochaufgelöste Aufnahmen mehrerer Detektoren von "unidentifizierten Phänomenen in der Luft" – also UFOs – liefern, um die jüngste Debatte auf feste Füße zu stellen. Dazu sollen Teleskope an ausgewählten Standorten aufgestellt werden und die Luft gezielt überwachen. Darüber hinaus will das Team gezielt nach weiteren interstellaren Objekten wie ‘Oumuamua suche, um künftig mehr Zeit für die Erforschung zu haben. Schließlich wollen die Forscher und Forscherinnen nach künstlichen Satelliten der Erde von einem Meter Durchmesser oder weniger suchen und dafür unter anderem auf KI-Technik setzen.

Anlässlich der Projektvorstellung hat das US-Wissenschaftsmagazin Science Zustimmung aber auch Kritik in der Forschungsgemeinde vorgefunden. So habe etwa Alan Fitzsimmons von der Queen’s University Belfast die Frage aufgeworfen, was das Team zu existierender Forschung hinzufügen wolle. Immerhin würde schon nach interstellaren Kometen gesucht – und mit dem Comet Interceptor arbeite die ESA sogar an einer Sonde, die solch ein Objekt vor Ort untersuchen könnte. Adam Frank von der Universität Rochester hält es demnach auch für legitim, danach zu fragen, ob die Erde in ihrer vier bis fünf Milliarden Jahre währenden Geschichte besucht wurde, und nach Artefakten davon zu suchen. Zu einer Verbindung zu UFOs meint Fitzsimmons dagegen: "OK, das ist Schwachsinn." Vor allem daran dürfte sich Kritik halten – immerhin scheinen sich die jüngst vorgelegten UFO-Aufnahmen anderweitig erklären lassen und an anderen gibt es ebenfalls große Zweifel.

(mho)