Zum 20. Todestag Wau Hollands: Alles ist Eins

CCC-Gründer Wau Holland wird zu seinem 20. Todestag mit einem Dokumentarfilm geehrt, der sein Leben und die deutsche Hackerkultur beleuchtet.

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Neue Visionen Filmverleih

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Vor 20 Jahren starb CCC-Gründer Wau Holland an den Folgen eines Schlaganfalls. Aus diesem Anlass kommt am Donnerstag ein Film in die bundesdeutschen Kinos, der an vielen Orten mit einer kleinen Einführung von "Filmpaten" aus dem Umfeld des CCC gezeigt wird. Auf seine Weise füllt damit "Alles ist Eins. Ausser der 0" das Sommerloch eines ausgefallenen Hackercamps, das eigentlich in den Niederlanden stattfinden sollte und der Pandemie zum Opfer fiel.

"Alles ist Eins – außer der Null" ist eines der Bonmots, für die Wau Holland bekannt war. Es fiel im Jahre 2000, als Wau Holland als "Alterspräsident" des CCC an einer Diskussion teilnahm und über diesen "Binär-Buddhismus" sinnierte. Der Film, der heute zu seinem 20. Todestag in zahlreichen (Freiluft)Kinos seine Premiere hat, erzählt von einigen gut dokumentierten Punkten im Leben von Wau Holland, ergänzt um Kinder- und Jugendfotos des 1951 geborenen Herwart Holland-Moritz, der bei den Pfadfindern "Maulwurf" genannt wurde, woraus später Wau entstand.

Somit ist Maulwurf Holland schon seit seiner Jugend ein wahrlich philosophisches Tier nach Hegel, das im Untergrund gräbt, damit es Fortschritt oben auf der Erde gibt. Dies gilt etwa für den Btx-Hack von Wau Holland und Steffen Wernéry, über dessen Hintergründe sich die überlebenden Akteure noch vor 5 Jahren zum 30. Jahrestag des Hacks ordentlich stritten. Parallel zu diesem Hack begann der Aufstieg des Chaos Computer Clubs, der im Film mit einer lustigen Szene einer Modelleisenbahnfahrt mit aufmontierter Kamera illustriert wird. Das ist eine Hommage an den Tech Model Railroad Club des Massachussetts Institute of Technology, der Keimzelle der amerikanischen Hackerkultur.

Zusammengehalten wird die Erzählung der deutschen Hackerkultur rund um Wau Holland und dem CCC von Peter Glaser, der bereits im legendären Chaos Computer Buch (PDF-Datei) über das Kolumbus-Gefühl beim Betreten neuer, virtueller Welten geschrieben hatte. Glaser, der Wau früh kennenlernte, bindet die Dokumentar-Schnippsel zum erwähnten Btx-Hack, zum darauffolgenden NASA-Hack und zum KGB-Hack in eine schlüssige Erzählung von der Adoleszenz bis zum Erwachsenwerden der Hacker: "Der KGB-Hack war die Vertreibung aus dem Hackerparadies."

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Wau Holland selbst war über die Entwicklung erschüttert, besonders über den Tod von Karl Koch im Zuge des KGB-Hacks und später über den Tod von Tron. Dass der CCC diese Phase mit dem Rückzug von Wau Holland überlebte, ist dem Engagement von Andy Müller-Maguhn zu verdanken, der im Film ebenfalls einen Auftritt hat. Überhaupt ist der Bogen groß gespannt. Der Film beginnt mit Albert Einstein auf der Berliner Funkausstellung 1930 und schließt mit Wau Holland und seiner Kritik des virtuellen Drecks. Dazwischen haben noch – Wau Holland stirbt 20 Minuten vor Schluss – Julian Assange, Edward Snowden und Chelsea Manning sowie Mark Zuckerberg und Donald Trump ihren Auftritt. Alles ist eben Eins, nur die Null nicht. Waus Gedanken zur Offenheit gegenüber Andersdenkenden oder zur maschinenlesbaren Regierung verdienen es, weiter verfolgt zu werden.

(axk)