Innovation: Wie Europa wieder frei werden könnte

Die EU kämpft um ihren Platz. Noch hat sie Kraft, sich als echter Partner neben USA und China zu positionieren. Doch sie braucht technologische Souveränität.

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Von
  • Katja Scherer
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Bei Corona hört Freundschaft auf, das gilt zumindest für die US-Regierung. Das Weiße Haus hat in den vergangenen Monaten vehement seine Impfkampagne vorangetrieben. Schon Anfang Juni waren 40 Prozent der Menschen in den Vereinigten Staaten vollständig geimpft, ein rund doppelt so hoher Anteil wie in Deutschland. Anderen Staaten Impfstoff abzugeben, kam für die Supermacht dennoch lange nicht infrage. Im Gegenteil: Die Regierung unter Joe Biden erschwerte zeitweise sogar den Export von wichtigen Impfstoff-Inhaltsstoffen, zum Beispiel von Spezialchemikalien. Erst jetzt, wo der Erfolg der eigenen Kampagne sicher scheint, zeigt man sich im Weißen Haus großzügig und spendet Impfdosen an andere Länder.

In Europa konnte man sich so viel Egoismus nicht leisten. Gut 41 Millionen Impfdosen habe die EU binnen zwei Monaten exportiert, berichtete EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schon Ende März. Und das, obwohl Europa damals selbst noch vielerorts Impfstoff fehlte. Brüssel drohte zwar zeitweise ebenfalls mit einem Exportstopp. Durchgezogen hätte die Politik diesen aber wohl kaum. Europäische Hersteller wie Biontech oder AstraZeneca brauchen nämlich Vorprodukte wie Abfüllgebinde oder Kanülen aus Nicht-EU-Ländern. Hätte Brüssel den Impfstoff-Export gestoppt, hätten andere Staaten im Gegenzug die europäische Produktion lahmlegen können. Die EU war also erpressbar.

Dass Europa und Deutschland in vielen Wirtschaftsbereichen stark von anderen Ländern abhängig sind, hat sich in der Coronakrise auch an anderer Stelle gezeigt. Viele Firmen, die wegen der Pandemie ins Homeoffice gezogen sind, nutzen nun Software von Zoom oder Microsoft für ihre Abläufe. Die fetten Gewinne im Onlinehandel haben vor allem US-Plattformen abgeräumt. Und die globalen Engpässe bei Mikrochips in der Krise haben offensichtlich werden lassen: Auch diese kann Deutschland nur noch in geringem Umfang selbst herstellen. Insgesamt sei die EU inzwischen bei knapp 140 Produkten „aus empfindlichen Ökosystemen“ von Partnern abhängig, warnte die EU-Kommission Anfang Mai. Vor allem von China.

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