Werkstattberichte: Neues aus den Fablabs und der Makerszene

Im Ahrtal retten die Engagierten aus Repair Cafés überflutete Elektrogeräte und in Berlin öffnet mit dem Good Lab ein Makerspace für nachhaltige Projekte.

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Vor einem Gebäude stehen ein älterer Mann und eine junge Person mit einigen technischen Geräten.

(Bild: HS Koblenz)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Helga Hansen
Inhaltsverzeichnis

Die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal ist schon zwei Monate her, doch vor Ort gibt es bis heute genug zu tun. Außerdem schauen wir in dieser Ausgabe der Werkstattberichte auf ein Fablab mit besonderem Fokus.

Küchenmaschinen, Akkuschrauber, Stichsägen – die Flut im Ahrtal hat auch vor den Elektrogeräten nicht haltgemacht. Doch trotz Wasser und Schlamm sind viele Teile noch zu retten. In Walporzheim hat sich dafür die Gruppe Elektroseelsorge zusammen gefunden. Am alten Sportplatz in der Ahruferstraße bieten die Freiwilligen täglich von 9 bis 18 Uhr kostenlose Reparaturen an. Mit Trockeneis befreien sie die Geräte vom Schlamm, um dann zu schauen, ob und wie sie wieder funktionstüchtig werden können. Auch jetzt ist der Bedarf an Unterstützung immer noch sehr hoch. Die Gruppe freut sich daher über Interessierte, die mitarbeiten möchten. Wer Kenntnisse in Elektrik oder Elektronik und freie Zeit hat, kann gern vorbeikommen. Eigenes Werkzeug ist hilfreich, da es derzeit wenig Lagerraum gibt. Für die Unterkunft bei einem längeren Aufenthalt ist mit einem Schlafcontainer allerdings gesorgt.

Ebenfalls im Ahrtal unterwegs ist das Repair Café der Hochschule Koblenz, das von den VDE- und Amateurfunk-Hochschulgruppen organisiert wird. Zusammen mit zwei lokalen Repair-Cafés wurden im August in Antweiler und Bad Neuenahr Elektrogeräte aller Art wieder in Schuss gebracht. Der Fokus lag dabei vor allem auf Werkzeugen – um damit wiederum die Reparatur weiterer Geräte zu ermöglichen. "Man kann zehnmal reparieren, aber nur einmal wegwerfen." betont Prof. Johannes Stolz, Initiator der Aktion. Die direkte Erfolgsquote liege bei über 90 Prozent, nur wenige Geräte seien wirklich unreparierbar. So vermeide man weiteren Müll und könne mehr Geld in den Wiederaufbau – statt in Neukäufe – stecken.

"Welchen ökologischen Fußabdruck hinterlasse ich?", "Wie sieht ein nachhaltiger Stadtteil aus?" oder "Wie wollen wir in Zukunft leben?" Wie Technik bei den Antworten auf diese Fragen helfen kann, soll künftig im Good Lab erforscht werden. In dem neuen Fablab der Junge Tüftler gGmbH wird das Tüfteln an nachhaltigen Projekten im Mittelpunkt stehen. Am 9. Oktober ist es soweit: Das Good Lab öffnet im Herzen Berlins, im Aufbauhaus am Moritzplatz seine Türen. "Wir glauben an die Kraft, Technologie für Gutes einzusetzen, um einen nachhaltigen Unterschied zu machen und gemeinsam mit allen eine Zukunft für alle zu gestalten. Dafür bringen wir Menschen zusammen und schaffen Formate des Austausches und des Lernens", sagt Dr. Julia Kleeberger, Co-Gründerin und Geschäftsführerin.

Geplant sind dafür Schulprojekttage und Lehrkräftefortbildungen, eine wöchentliche offene Werkstatt, Workshops am Nachmittag und Ferienangebote. Derzeit ist das Good Lab am Dienstag und Mittwoch von 10 bis 18 Uhr und Donnerstag und Freitag von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Für Projekttage kommt das Good Lab mobil auch in die Schulen. Neben Veranstaltungen in Berlin gibt es schließlich über die Lernplattform TüftelAkademie die Möglichkeit, Online-Workshops zu buchen.

Die Open Knowledge Foundation wird ab dem kommenden Jahr bis zu sechs Open-Hardware-Projekte fördern, die lokale Probleme im kleinstädtischen und ländlichen Raum lösen. Die Anmeldung soll ab dem Frühjahr 2022 möglich sein. Wer den Start nicht verpassen möchte oder weitere Fragen hat, kann sich für die Open-Hardware-Mailingliste anmelden.

  • Im September öffnet im Happylab Wien die Metallwerkstatt.
  • Auch im Haus der Eigenarbeit in München hat man die Corona-Zeit genutzt und mit einem großen Umbau die Papier-, Schmuck- und Keramikwerkstätten neu aufgestellt sowie einen Repair-Café-Arbeitsplatz eingerichtet.
  • Bis zum 28. September hat in München auch die Werkzeugbib noch offen.
1. September – 31. Oktober Meet and Code 2021 verschiedene Events
23. September Online-Reparaturcafé vom Netzwerk Reparatur-Initiativen online
23. September DIY-Workshop Balkonsolar Dreifeldhalle Freiburg
23. September Jahrestreffen des Jungen Forums Technikwissenschaften zu "Sozialen Robotern" online
25. September Macherdaach goes Uni Atrium der Uni Landau
25. September Sommerfest der MacherSchaft MacherSchaft Basel
8. Oktober KiCon Germany online
8. - 10. Oktober Jugend Hackt Berlin Tüchtig – Raum für Inklusion, Berlin
9. Oktober Open Health HACKademy #5 Abschlusspräsentation online
16. Oktober International Repair Day weltweite Events
22. - 24. Oktober Jugend Hackt Rhein-Neckar Technoseum Mannheim

Diese und weitere Termine stehen laufend aktualisiert in unserem Veranstaltungskalender. Dort könnt ihr auch eigene Termine eintragen. Orte zum Selbermachen in Eurer Nähe findet ihr in unserer Makerspace-Karte – dort sind auch die kommenden Maker Faires verzeichnet. Haben wir etwas übersehen? Dann freuen wir uns über Hinweise. (hch)