Magnetstreifen auf Kreditkarten scheiden langsam dahin

Nach 50 Jahren zeichnet sich das Ende des Magnetstreifens auf Zahlkarten ab: MasterCard verzichtet ab 2024 auf den Magnetstreifenzwang, 2033 ist ganz Schluss.

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2 Plastikkarten mit Magnetstreifen

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Anfang der 1960er-Jahre hatte die Gattin eines IBM-Ingenieurs die geniale Idee, mit dem Bügeleisen Magnetband auf Plastikkarten zu picken. Um mehr Computer zu verkaufen, vermarktete IBM Magnetstreifen auf Plastikkarten, vor 50 Jahren begann die Serienproduktion. Heute sind Magnetstreifen nicht mehr sicher und zumindest für Zahlkarten überholt. MasterCard steigt nun über zwölf Jahre hinweg fast komplett aus.

Dieser Ausstieg erfolgt schrittweise. Zunächst verzichtet MasterCard ab 2024 in den meisten Ländern auf den Zwang zu Magnetstreifen auf seinen Kredit- und Debit-Karten. Das Unternehmen gibt selbst keine Karten aus, sondern betreibt für "MasterCard"-Karten ein Zahlungsnetzwerk. Ausgegeben werden die Karten von Issuer genannten Banken und ähnlichen Finanzinstituten. Sie müssen derzeit noch den Magnetstreifen aufbringen, ab 2024 ist ihnen das freigestellt. Nur in den USA müssen Issuer noch bis inklusive 2026 Chipkarten mit Magnetstreifen ausgeben.

Ab 2029 verbittet sich MasterCard weltweit Magnetstreifen auf MasterCard-Karten. Damit wird es 2033 keine gültigen MasterCard-Karten mit diesem Merkmal mehr geben – mit einer Ausnahme: In Nordamerika mit im Voraus bezahltem Guthaben ausgegebene Karten dürfen auch nach 2029 noch Magnetstreifen bekommen. Den Badeschluss für diese Prepaid-Karten hat MasterCard noch nicht festgelegt.

Hintergrund ist, dass die Magnetstreifentechnik in Nordamerika ihren Siegeszug angetreten hat. Laut IBM wollte Mitarbeiter Forrest Parry Anfang der 1960er-Jahre CIA-Ausweise mit Magnetband versehen, um mehr Daten speichern zu können. Doch knobelte er an der Aufgabe, das Band dauerhaft mit den Ausweiskarten zu verbinden. Seine Frau löste das Problem, indem sie auf ihr Bügeleisen verwies.

1971 begann IBMs Information Records Division in New Jersey mit der Serienproduktion. Das Angebot war enorm erfolgreich und kurbelte den Verkauf von IBM-Computern an. Bis heute gibt es in Nordamerika zahlreiche Automaten, die für den Bezahlvorgang noch Magnetstreifen auslesen. Sie umzurüsten rechnet sich oft nicht. Entsprechend gemächlich geht MasterCard den Ausstieg in den USA und Kanada an.

Immerhin hat die Marktforschungsfirma Phoenix im Juli herausgefunden, dass acht Prozent amerikanischer Karteninhaber Plastikgeld ohne Magnetstreifen seltener nutzen würden. Im vierten Quartal wurden weltweit 86 Prozent aller Präsenztransaktionen mit Karten von American Express, Discover, JCB, MasterCard, UnionPay und VISA über die EMV-Chips in den Karten autorisiert, entweder durch Stecken oder durch kontaktloses Vorbeiziehen der Karte.

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Dabei gibt es jedoch deutliche regionale Unterschiede: In Europa greift bei fast allen dieser Transaktionen der EMV-Chip ein. In Asien gilt das aber nur für 81 Prozent der Präsenztransaktionen, in den USA gar nur für 73 Prozent. Besonders rasch durchgesetzt hat sich das 2002 von VISA eingeführte kontaktlose Zahlen mit EMV-Chip und NFC-Antenne in der Kreditkarte. Weltweit werden inzwischen 45 Prozent aller Präsenztransaktionen durch "tappen" ausgelöst.

Diese Beliebtheit nutzen Visa und MasterCard als Hebel, um Magnetstreifen loszuwerden: Seit Oktober 2019 dürfen Bezahlterminals in den USA und Kanada, die kontaktloses Zahlen anbieten, keine Magnetstreifen mehr annehmen. Bei Problemen mit dem EMV-Chip verbietet Visa Canada bereits seit 2018 das Zurückgreifen auf Magnetstreifen. Außerdem geben Kreditkarten-Issuer in großen Teilen der Welt den Magnetstreifen nur für den Einsatz im Inland frei. Kunden, die die unsichere Methode auch im Ausland nutzen möchten, müssen diese Funktion ausdrücklich beantragen.

(ds)