Sloterdijk kritisiert Einförmigkeit der Massenmedien

Massenmedien wie das Internet nehmen den Menschen nach Ansicht des Philosophen Peter Sloterdijk die Chance, sich anderen Menschen und Kulturen auch einmal zu entziehen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Massenmedien wie das Internet nehmen den Menschen nach Ansicht des Karlsruher Philosophen Peter Sloterdijk die Chance, sich anderen Menschen und Kulturen auch einmal zu entziehen. "Heute nehmen alle Menschen gleichzeitig an der Gegenwart teil", sagte Sloterdijk am Donnerstag auf dem 10. Deutschen Multimedia-Kongress. Früher seien Kulturen regional und zeitlich begrenzt gewesen. Massenmedien schafften nun Einförmigkeit durch Verbreitung gleichartiger Erregung, Meinungen und Wertungen. Dies könne auch als eine Gefährdung der Demokratie gewertet werden, sagte Sloterdijk, der seine Rede unter die Überschrift Stichworte zur philosophischen Anthropologie der neuen Medien stellte.

Der Begriff "Benutzeroberfläche" mache deutlich, dass Computernutzer oft nichts von der eigentlichen Technik verstehen, erklärte Sloterdijk laut dpa. "Es wird die Illusion der Operationsfähigkeit geschaffen, ohne dass Unbehagen beim Nutzer auftaucht", meinte der Philosoph, der durch die Kontroverse um die von ihm in dem Vortrag Regeln für den Menschenpark diskutierte "Anthropotechnologie" auch einem breiteren Publikum bekannt wurde.

Die Internet-Branche stehe in ihrem Verständnis zudem im Widerspruch zu vielen Philosophen, meinte Sloterdijk. Schon der antike griechische Denker Platon sei der Ansicht gewesen, dass die Menschen eher zu viel als zu wenig kommunizierten und dadurch Raum für Lügen geschaffen werde. Philosophen zögen es vor, so wenig wie möglich zu kommunizieren. "Wenn wir kommunizieren, dann aber richtig." (jk)