Infineon-Chef: Preiserhöhung gegen Chipmangel
Chip-Lieferengpässe belasten weltweit viele Industriezweige. Der Infineon-Vorstandsvorsitzende sieht eine Mitschuld daran in zu niedrigen Chip-Preisen.
(Bild: HomeArt/Shutterstock.com)
"Wir werden die Preise erhöhen oder haben sie schon erhöht", erklärt Reinhard Ploss, CEO des Chip-Herstellers Infineon in einem Interview gegenüber der Zeitschrift Wirtschaftswoche. Zur Begründung der Maßnahme führt der Manager an, Infineon habe selbst mit gestiegenen Herstellungskosten zu kämpfen, nicht zuletzt, weil es gar nicht alle Chips selbst fertigen könne.
Und demzufolge auf teurere Alternativen zurückgreifen müsse, lautet wohl die unausgesprochene Gedankenkette. Infineon ist am Markt vor allem mit komplexen Baugruppen etwa zur Gerätesteuerung in Kraftfahrzeugen vertreten, bezieht aber zahlreiche darin enthaltene Mikrocontroller, Funkchips und Bildsensoren von Zulieferern aus Fernost.
Industrie habe sich an Billigpreise gewöhnt
Ploss im Wirtschaftswoche-Interview zufolge hat sich die Automobilindustrie daran gewöhnt, dass sie elektronische Bauelemente sehr billig einkaufen kann und mit den gedrückten Preisen viele Anreize zerstört, die Produktionskapazitäten für Erzeugnisse auszubauen. Bereits vor einem Vierteljahr hatten Infineon-Manager auf einer Analystenkonferenz die Kritik geäußert, dass sich Chip-Auftragsfertiger vorrangig auf CPUs, GPUs und SoCs (Systems-on-Chip) mit Sieben- und Fünf-Nanometer-Strukturen für Smartphones konzentrierten, wo hohe Gewinnmargen locken. Die bevorstehende Nachfrage nach Kfz-relevanten Chips mit gröberen Strukturen hätten sie aber unterschätzt.
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Experten wie Jan-Peter Kleinhans empfehlen ebenfalls eine Strategie, wie sie Infineon verfolgt: sich in Europa aufs Design hochmoderner Bauteile zu konzentrieren und die Fertigung eher an billigere Zulieferer auszulagern. Dem stehen Überlegungen der EU entgegen, in Zusammenarbeit mit Infineon-Konkurrent Intel europäische Produktionskapazitäten aufzubauen.
Intel macht das anders als Infineon: Es fertigt die benötigten Chips mehrheitlich selbst und will künftig sogar fremde Fertigungsaufträge annehmen, verkündete Intel-Managerin Michelle Johnston Holthaus im Mai. Ein Patentrezept gegen Lieferengpässe scheint aber auch das nicht zu bieten, denn Intel ist seinerseits von schwer erhältlicher japanischer Isolierfolie zur Produktion von Halbleiter-Wafern abhängig.
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(hps)