Investorenbetrug: Gründer von Saygus-Smartphones vor Gericht

Zweimal hat die US-Firma Saygus auf Messen mit Smartphones für Aufmerksamkeit gesorgt, die nie auf den Markt kamen. Der Gründer und CEO wurde nun angeklagt.

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Das Saygus V2 auf dem MWC 2015

(Bild: Daniel Wagner/heise online)

Lesezeit: 2 Min.

Der Gründer und ehemalige CEO des Smartphone-Herstellers Saygus ist in den USA wegen Wertpapierbetrugs angeklagt worden. In ihrer Anklageschrift wirft die Staatsanwaltschaft dem Beschuldigten Chad S. vor, seit 2006 unter falschen Versprechungen mindestens 10 Millionen US-Dollar von etwa 300 Investoren eingesammelt zu haben. Über die Vorwürfe muss nun ein Gericht in Salt Lake City entscheiden; der Prozess soll am 30. August beginnen.

Der versprochene Milliarden-Erfolg habe sich nicht eingestellt und kein Smartphone sei jemals ausgeliefert worden, heißt es in der Anklageschrift weiter. Stattdessen Sayer mit dem Geld der Investoren persönliche Ausgaben beglichen und in einer Art Schneeballsystem alte Investoren ausbezahlt haben.

Saygus hatte erstmals auf der CES 2010 für Aufmerksamkeit gesorgt, als das unbekannte Unternehmen mit dem Vphone 1 ein Android-Handy für Gehörlose vorstellte. Auf den Markt ist das Smartphone mit Volltastatur aber offenbar genauso wenig gekommen, wie das fünf Jahre später unter anderem auf dem MWC Barcelona gezeigte gezeigt Saygus V2.

Das V2 sollte eigentlich als wasserdichtes Mittelklasse-Smartphone mit guter Ausstattung für 600 US-Dollar in den Handel kommen. Vorgeblich wegen Produktionsschwierigkeiten hatte Saygus dann aber eine Crowdfunding-Kampagne eingerichtet, um die Markteinführung zu finanzieren. Dabei kamen über 1,1 Millionen US-Dollar zusammen, aber auch zwei Jahre später hatte niemand eines der Smartphones bekommen.

In der Anklageschrift werden dem CEO nun eine ganze Reihe von falschen oder betrügerischen Aussagen vorgeworfen. Dazu gehört unter anderem die Behauptung, mit Verizon eine Vereinbarung über den Vertrieb der Saygus-Smartphones durch den Netzbetreiber getroffen zu haben. Zwischen 2015 und 2017 habe er auch 26 Mal öffentlich gelogen und behauptet, dass die Auslieferungen des V2 bald beginnen würden oder begonnen hätten.

Investoren und Investorinnen habe der Angeklagte versichert, dass das Unternehmen kurz vor einem "phänomenalen Erfolg" stehen würde und Investitionen sich 100-fach rentieren würden, heißt es in der Anklage weiter. Von dem eingesammelten Geld seien über 2 Millionen US-Dollar für Büromieten aufgewendet worden. Mit weiteren 2 Millionen seien Ansprüche älterer Investoren beglichen worden. 3 Millionen US-Dollar sollen für Rechtsstreits ausgegeben worden sein, 145.000 US-Dollar für "Shopping, Entertainment, Essen und persönliche Pflege".

(mho)