ESA bittet um Geduld: Unerwartet viele Bewerbungen für das Astronautenkorps

Bei der Europäischen Weltraumagentur sind deutlich mehr Bewerbungen als Astronaut oder Astronautin eingegangen als erhofft. Der Auswahlprozess dauert nun an.

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Der italienische ESA-Astronaut Luca Parmitano bei einem Weltraumspaziergang

(Bild: ESA/NASA)

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Nachdem die jüngste Auswahlrunde für Astronautinnen und Astronauten deutlich mehr Bewerbungen eingebracht hat, als erhofft, bitte die Europäische Weltraumagentur nun um Geduld. Während einige Einreichungen abgelehnt wurden, weil die nötigen Anforderungen nicht erfüllt wurden, müssten noch mehr als 80 Prozent der ausstehenden Bewerbungen geprüft werden. Das teilte die ESA nun mit. Die ersten Kandidaten und Kandidatinnen seien bereits zu einem Überprüfungstag eingeladen worden, dieser Prozess werde sich noch bis Jahresende ziehen. Bis November soll jede und jeder über den Entscheid bezüglich der Bewerbung informiert und gegebenenfalls eingeladen werden.

Die Bewerbungsrunde für das Astronautenkorps der ESA war im Februar vorgestellt worden. Zwischen März und Juni konnten nach einer Fristverlängerung Bewerbungen eingereicht werden. Europas Weltraumagentur will damit einen Generationswechsel einleiten und legt unter anderem deutlich mehr Wert auf Diversität. Sämtliche Gruppen der Gesellschaft des Kontinents sollen abgebildet werden, erstmals soll es auch einen Astronauten oder eine Astronautin mit einem bestimmten Grad an körperlicher Behinderung geben. Zuletzt hatte die ESA vor mehr als zehn Jahren eine solche Auswahlrunde durchgeführt, unter mehr als 8000 Kandidierenden hatten sich unter anderem Alexander Gerst und Matthias Maurer durchgesetzt.

Ersten Zahlen zufolge stammen 76 Prozent der Bewerbungen von Männern, der Frauenanteil lag bei 24 Prozent. Damit ist ein erstes Ziel der ESA bereits erreicht, denn 2008 hatte der noch bei rund 15 Prozent gelegen. Die mit Abstand meisten Bewerbungen kamen mit über 7000 diesmal aus Frankreich, Deutschland erreicht mit 3700 den zweiten Platz. Im Verhältnis zur Bevölkerung liegt Frankreich ebenfalls vorne, mehr als 106 Anträge pro einer Million Einwohner:innen kamen dort zusammen. Ähnlich hoch war das Interesse in Luxemburg (104), Belgien (88) und der Schweiz (78), Deutschland kommt hier lediglich auf einen Wert von 44. Der Bewerberinnenanteil war mit fast 39 Prozent in Estland am höchsten, in Deutschland war er mit 28 Prozent überdurchschnittlich. Als Astronaut oder Astronautin mit körperlicher Behinderung haben sich über 200 Menschen beworben.

(mho)