Bericht: Western Digital kurz vor Fusion mit Flash-Speicher-Hersteller Kioxia

Die Speicherbranche steht vor einer Neuordnung. Der Zusammenschluss Western Digitals mit einer ehemaligen Toshiba-Sparte wäre 20 Milliarden Dollar schwer.

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Western Digital Flash-Speicherchips

Western Digtal 3D NAND-Flash-Speicherchips

(Bild: WDC)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer
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Western Digital (WDC) möchte mit der japanischen Firmengruppe Kioxia fusionieren. Ein Zusammenschluss des US-amerikanischen Herstellers von Festplatten und Speicherprodukten mit dem weltweit zweitgrößten NAND-Flash-Unternehmen würde die Marktpositionen in der Chip-Branche neu sortieren. Koixia wurde 2017 von Toshiba abgespaltet. Laut Medienberichten sind die Verhandlungen bereits weit fortgeschritten, Mitte September könnte es zu einem Abschluss kommen.

Nach Angaben des Wall Street Journal soll die Fusion von WDC und Kioxia einen Gesamtwert von über 20 Milliarden US-Dollar haben (umgerechnet 17 Mrd. Euro). WDC würde für den Firmenzusammenschluss insbesondere mit eigenen Aktien bezahlen. WDC-Chef David Goeckeler würde auch das neu gebildete Unternehmen leiten.

Ob es tatsächlich zu einer Fusion von WDC und Kioxia kommt, hängt nicht nur von den Aktionären beider Firmen ab, sondern auch von den Aufsichtsbehörden in Japan und den USA ab. Die Volksrepublik China könnte ebenfalls regulatorisch eingreifen. Auch ein Börsengang Kioxias ist noch denkbar; ein erster Versuch des Halbleiterherstellers wurde im Herbst 2020 abgesagt.

Kioxia hat das zurückgezogene Aktiendebüt mit der Coronavirus-Pandemie sowie Volatilität an den Aktienmärkten begründet. Bisweilen sind solche Manöver als "bitte kauft mich"-Signal an Dritte gedacht. Außerdem haben die Japaner das US-Handelsembargo gegen den chinesischen Technikkonzern Huawei für suboptimalen Geschäftsverlauf verantwortlich gemach. Huawei ist ein Großkunde Kioxias.

Neben WDC war auch der amerikanische Speicherchiphersteller Micron an einer Übernahme Kioxias interessiert, um seine Marktposition zu verbessern. Micron soll aus dem Rennen sein. Ende 2020 führte Samsung Electronics mit einem Marktanteil von 32,9 Prozent den NAND-Flash-Markt an, gefolgt von Kioxia mit 19,5 Prozent, Western Digital mit 14,4 Prozent, SK Hynix mit 11,6 Prozent und Micron mit 11,2 Prozent. Sollte Western Digital mit Kioxia fusionieren, würde das Unternehmen auf Basis der Marktanteile zum Spitzenreiter der Flashspeicher-Branche werden.

Kioxia entstand 2017 durch Toshibas Verkauf seiner Speicherchip-Sparte. Neuer Eigentümer ist seitdem ein Konsortium rund um Finanzinvestor Bain, das umgerechnet 15 Milliarden Euro gezahlt hat. Zur Gruppe um Bain gehören die staatlich gestützte Innovation Network Corp. of Japan, die Development Bank of Japan, der südkoreanische Chiphersteller SK Hynix sowie vier US-Technologiekonzerne: Apple, Dell, Kingston und Seagate.

WDC arbeitet mit Kioxia bereits im Rahmen eines Joint-Ventures gemeinsam an Forschung, Entwicklung und Herstellung. Diese Vereinbarung würde 2027 auslaufen. Die bisherige Zusammenarbeit dürfte den Ausschlag für die angestrebte Fusion zugunsten WDC und gegen Micron gegeben haben, das mit einer Marktkapitalisierung von 83 Milliarden Dollar eine Übernahme leichter hätte stemmen können. Außerdem könnte sich das Joint-Venture positiv auf die Genehmigungsprozesse der Aufsichtsbehörden auswirken.

(fds)