AKW Fukushima: Tritium-Wasser soll durch 1 km langen Tunnel ins Meer gelangen

Der AKW-Betreiber Tepco hat Pläne bekannt gegeben, wie er das Kühlwasser aus dem 2011 havarierten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi entsorgen will.

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Grafische Übersicht über die Lagerung und geplante Ableitung des Kühlwassers. Rechts unten angedeutet ein 1 km langer Unterseetunnel.

(Bild: Tepco)

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Der japanische Atomkraftwerks-Betreiber Tepco hat Pläne bekannt gegeben, wie er Wasser entsorgen will, das in Folge der Katastrophe an seinem Standort Fukushima Daiichi im März 2011 belastet wurde. 1,27 Millionen Tonnen Wasser, mit dem seit dem Super-GAU die geschmolzenen Brennstäbe gekühlt und das aufbereitet wurde, sollen durch einen 1 km langen unterseeischen Tunnel ins Meer geleitet werden. In Südkorea regt sich erneut Protest gegen das Vorhaben, das Wasser im Ozean zu entsorgen.

Im April hatte die japanische Regierung entschieden, dass das Wasser, das zurzeit in Tanks auf dem Gelände des havarierten Atomkraftwerks gelagert wird, ins Meer abgelassen werden soll. Tepco plant nun (PDF), den Schutzwall zum Meer im Norden so zu modifizieren, dass Wasser zur Verdünnung einfließen kann. Damit sich dieses Wasser nicht mit dem vermischen kann, das abgelassen wird, soll es erst durch einen ein Kilometer langen Tunnel und dann ins Meer fließen.

Der Plan sieht auch Messstellen vor, mit denen in verschiedenen Meereszonen bis in einer Entfernung von 20 km vom AKW-Standort die Belastung mit Radionukleiden feststellen sollen. Dabei geht es neben Tritium um Cäsium 134 und 137 und Jod 129. Mit den Messergebnissen soll dargelegt werden, dass sich durch die Einleitung des behandelten Wassers Tritium in Fischen nicht deutlich mehr anreichert als durch das ohnehin im Ozean enthaltene Tritium.

Mit den Arbeiten an der Entsorgung soll im vierten Quartal dieses Jahres begonnen werden, ab Anfang 2022 soll das Tritium-Wasser verdünnt und ab Frühjahr 2023 abgelassen werden. Das AKW Fukushima Daiichi, in dem sich nach dem Erdbeben und Tsunami im März 2011 Kernschmelzen ereigneten, benötigt zur Kühlung des geschmolzenen Brennstoffs weiterhin viel Wasser. Es wird zwar gereinigt und gefiltert, das Advanced Liquid Processing System (ALPS) genannte Verfahren kann aber kein Tritium entfernen, das als Nebenprodukt bei der Kernspaltung anfällt. Derzeit wird das Wasser auf dem AKW-Gelände gelagert. Der Platz für Tanks wird knapp, außerdem werde er gebraucht, um das Brennmaterial zu lagern, mit dessen Bergung in etwa zwei Jahren begonnen werden soll.

Im April dieses Jahres hatten bereits die Anrainerstaaten China und Südkorea die japanischen Pläne kritisiert und breite Verhandlungen gefordert. Nun äußerte die südkoreanische Regierung "tiefes Bedauern darüber", dass Tokio den Plan vorantreibe, ohne vorher mit Südkorea gesprochen zu und dessen Zustimmung eingeholt zu haben. Japan solle seinen Plan sofort stoppen, berichtet der südkoreanische Sender KBS.

Der Super-GAU von Fukushima (77 Bilder)

Das AKW Fukushima Daiichi mit seinen sechs Reaktorblöcken vor der Katastrophe. Es liegt Luftlinie rund 250 km von Tokio entfernt. Alle sechs Blöcke basieren auf den Siedewasserreaktor-Baureihen BWR 3 bis BWR 5 des US-Unternehmens General Electric; gebaut wurden sie zwischen 1971 und 1979. Block 1 sollte ursprünglich Ende März 2011 stillgelegt werden, die japanischen Behörden genehmigten Februar 2011 aber eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre.
(Bild: dpa)

Möglicherweise vor diesem Hintergrund, aber vor allem wohl auch wegen Bedenken der heimischen Fischerei plant Tepco auch eine umfangreiche Aufklärungskampagne. Neben "ständigen Dialogen" mit den Betroffenen und Verbrauchern soll es breite Informationen für und in den Medien sowie auf verschiedenen Sprachen verfasste Websites über die Wasserentsorgung geben. Es soll Anstrengungen geben, den "nationalen Verbrauch von Fischereierzeugnissen wieder anzukurbeln", heißt es in der Tepco-Planung. Dafür soll es unter anderem Promotionsveranstaltungen auf Messen und in Restaurants geben. Falls die Einleitung des Tritiums-Wassers Schäden verursacht, sollen diese sofort und ohne Umstände ersetzt werden.

(anw)