Untersuchung: Apples App Store praktisch ohne Jugendschutz

Richten Eltern keine Beschränkungen ein, können Teenies laut einer Analyse leicht nicht jugendfreie Dating- und Chat-Apps laden und mit ihrer Apple-ID nutzen.

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Einige der für die Untersuchung herangezogenen Apps.

(Bild: TTP)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Apples Kinderschutzfunktionen bei App Store und Apple-ID weisen einer Untersuchung zufolge "große Löcher" auf: Mit der Apple-ID eines fiktiven 14-Jährigen war es laut dem Tech Transparency Project problemlos möglich, nicht jugendfreie Dating-, Chat- und auch Glücksspiel-Apps aus dem App Store herunterzuladen, sich darin anzumelden und so Zugriff auf nicht altersgerechte Inhalte zu bekommen – bis hin zu Pornografie.

Die Organisation überprüfte dafür insgesamt 75 Apps aus dem US-App-Store, die unter anderem aus der Liste mit den populärsten Apps in den Kategorien Soziale Netze und Lifestyle stammen. Apples in iOS integrierte Kindersicherungsfunktionen wurden dabei bewusst nicht aktiviert: Die "Beschränkungen" sind standardmäßig ausgeschaltet, so die Begründung von Tech Transparency Project. Ein Großteil der Eltern aktiviere solche Funktionen zudem nicht.

Für den Download von Erwachsenen-Apps aus dem App Store reicht es aus, den von Apple eingeblendeten Nachfragedialog zu bestätigen, man sei über 17 Jahre alt. Apple verhindert das Herunterladen nicht, obwohl der iPhone-Hersteller durch das für die Apple-ID hinterlegte Geburtsdatum weiß, dass es sich bei dem Nutzer um einen Teenager handelt, wie das Tech Transparency Project erläutert. Apple reiche die Verantwortung für Jugendschutz damit an den App-Anbieter durch.

Erlaube eine nicht jugendfreie App allerdings auch die Anmeldung per Apple-ID, sei das ebenfalls mit der Apple-ID eines 14-Jährigen ungehindert möglich – etwa bei gängigen Dating-Apps wie Tinder, aber auch Apps wie "HOO — Adult Hook Up & Friend Finder" und "Hahanono – Chat & Get Naughty". Bei anderen Apps kann der Nutzer beim Anlegen eines Accounts sein Alter einfach selbst festlegen. Nutzte der fiktive Teenager statt seiner Apple-ID einen Facebook-Account zur Anmeldung, wurde die Einrichtung eines Accounts in den allermeisten getesteten Fällen blockiert, heißt es in der Analyse.

Apple werde seinem Versprechen, der App Store sei ein sicherer Ort für Kinder, so nicht gerecht, folgert die Organisation. Eltern sollten das im Hinterkopf behalten und bei Bedarf die Inhaltsbeschränkungen entsprechend auf Geräten ihrer Kinder einrichten, die sich in den iOS-Einstellungen unter "Bildschirmzeit" finden. Als Rechtfertigung des App-Store-Zwangs auf iPhones und iPads verweist Apple gewöhnlich ebenfalls auf Sicherheit und Jugendschutz – dies sei bei einem freien App-Vertrieb nicht mehr gewährleistet.

(lbe)