China will Aufbau eines kilometerlangen Raumschiffs prüfen

Das Reich der Mitte feiert in der Raumfahrt gerade Erfolge über Erfolge. Nun soll erkundet werden, wie sich ein gigantisches Raumschiff bauen ließe.

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(Bild: Skylines/Shutterstock.com)

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In China sollen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen herausarbeiten, ob und wie sich ein immenses Raumschiff von einem Kilometer Länge realisieren ließe. Das berichten mehrere Medien unter Berufung auf einen diesbezüglichen Aufruf der Nationalen Stiftung für Naturwissenschaften Chinas, mit dem ein fünfjähriges Projekt eingeleitet werden solle. Solch gigantische Raumschiffe wären "herausragende strategische Gerätschaften für die künftige Ausbeutung von Ressourcen, die Erkundung des Universums und die langfristige Besiedlung des Weltraums", zitiert der Scientific American. China hat in den vergangenen Monaten gleich mehrere herausragende Erfolge in der Raumfahrt feiern können, das Vorhaben klingt aber trotzdem ziemlich fantastisch.

Wie die South China Morning Post aus Hongkong zusammengefasst hat, geht es bei dem Aufruf um 10 Forschungsvorhaben, die ausgeschrieben wurden. Fünf sollen ausgewählt und mit jeweils 2,3 Millionen US-Dollar gefördert werden. Bei der Ausschreibung zu dem gigantischen Raumschiff geht es demnach um Vorschläge, wie dessen Masse reduziert werden kann, um die Anzahl der nötigen Raketenstarts sowie die Kosten zu minimieren. Außerdem gehe es darum, wie gut ein solches Gefährt im Orbit kontrolliert werden könnte und wie der Fertigungsprozess aussehen müsste. Aktuelle Raketen könnten solch ein massives Objekt nicht ansatzweise ins All bringen, es müsste dort aus Einzelteilen zusammengesetzt werden – so wie die Internationale Raumstation ISS.

Die ISS ist auch das einzige Raumfahrzeug, das zumindest ansatzweise die Herausforderung ermessen lässt, die der Aufbau eines solch gigantischen Objekts bedeuten würde. So ist Raumstation etwa 75 × 110 Meter groß und ihr Aufbau hat ungefähr 100 Milliarden US-Dollar gekostet, rechnet der Scientific American vor – ihr Betrieb koste jährlich weitere drei Milliarden US-Dollar. Ein zehnmal längeres Raumschiff im Orbit zu errichten, sei deswegen aber nicht zwangsläufig Science-Fiction, sondern eher ein Kostenproblem und eine ingenieurstechnische Herausforderung, zitiert das Magazin einen ehemaligen NASA-Ingenieur. Die Kosten dürften ihm zufolge selbst das großzügigste Budget sprengen. Wie realistisch die Pläne aber sind, hängt demnach auch davon ab, wie genau die Struktur überhaupt aussehen soll – so ist die Länge selbst nicht prinzipiell ein Problem.

Der Aufruf folgt auf eine beispiellose Erfolgswelle für das chinesische Raumfahrtprogramm. Im Frühjahr war es etwa gelungen, den 240 Kilogramm schweren Rover Zhurong (祝融) heil auf dem Mars zu landen. Dabei war die Sonde, die ihn dorthin gebracht hat, Chinas erster Orbiter um den Roten Planeten überhaupt. Gegenwärtig rollt das Gefährt weiter über den Mars, während China im Erdorbit damit begonnen hat, eine eigene Raumstation aufzubauen. Während die Erfolge weltweit Anerkennung erfahren, gibt es aber auch Kritik an China, unter anderem an dem Umgang mit einigen Raketen, die nach dem Start unkontrolliert auf die Erde stürzen und dabei durchaus ein Risiko darstellen.

(mho)