Stromausfall trifft auch Halbleiterhersteller in Dresden

Bei den Chipherstellern in Dresden läuft die Produktion wieder hoch. Stadtverwaltung und Feuerwehr ziehen zudem ihre Bilanzen.

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Gelände des Einspeise-Umspannwerks Dresden-Süd.

(Bild: dpa / Sebastian Kahnert)

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Zwei Tage nach dem großen Stromausfall in Dresden läuft beim Chiphersteller Infineon die Produktion wieder an. "Beide Fertigungslinien werden schrittweise wieder hochgefahren", sagte Unternehmenssprecher Christoph Schumacher am Mittwochnachmittag auf Nachfrage von dpa. Bis die Produktion wieder unter Volllast fahre, werde es aber noch dauern. Einen konkreten Zeitraum nannte er nicht.

Am Montagnachmittag hatte ein großflächiger Stromausfall Dresden zeitweise lahmgelegt – rund 300.000 Haushalte in Dresden und im Umland waren betroffen – Straßenbahnen standen still, Aufzüge blieben stecken, Ampeln fielen aus. Ursache war nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei ein handelsüblicher Folienballon, der an einem sensiblen Punkt in einer Schaltanlage eines Umspannwerkes gelandet war und einen Kurzschluss auslöste. Auch Industriebetriebe waren betroffen.

"Wir haben ein Notstromaggregat für sicherheitskritische Anlagen", sagte Schumacher. Pumpen, Notbeleuchtungen sowie IT-Systeme seien weiter gelaufen. Die Produktion fiel hingegen aus. Die Höhe des Schadens ist vorerst noch unklar. Der nicht weit entfernte Halbleiterhersteller Globalfoundries hat zwei eigene Energieversorgungszentren – unabhängig vom öffentlichen Netz. "Das hat uns vor großem Schaden bewahrt", sagte Unternehmenssprecher Jens Drews.

Auch das neue Bosch-Halbleiterwerk bekam die Auswirkungen des großflächigen Stromausfalls zu spüren. Die vorhandene Notstromversorgung sei umgehend in Betrieb gegangen und habe die wichtigsten Gebäude- und Sicherheitsfunktionen aufrechterhalten, erläuterte eine Sprecherin gegenüber heise online. Die Produktion sei dennoch vom Stromausfall betroffen gewesen. Entstandene Beeinträchtigungen und Schäden würden derzeit noch analysiert.

Für den IT-Bereich der Landeshauptstadt Dresden gebe es keine Aus- oder Nachwirkungen, erklärte der Betriebsleiter Dr. Michael Breidung gegenüber heise online. Für alle zentralen IT- und TK-Systeme hätten die Notstromversorgungssysteme für einen durchgängigen Betrieb gesorgt. Dezentrale IT-Systeme wie Endarbeitsplätze seien nach der Wiederherstellung der Stromversorgung durch die Nutzer wieder in Betrieb genommen und die Arbeiten fortgeführt worden. Schäden an technischen Anlagen seien nicht entstanden.

Durch den Ausfall von Ampelanlagen sowie durch stehengebliebene Straßenbahnen kam es im gesamten Stadtverkehr zu Verkehrsbehinderungen. Während des Stromausfalls sei das Brand- und Katastrophenschutzzentrum mit der Integrierten Regionalleitstelle Dresden (IRLS) voll funktionsfähig gewesen, erklärte das Amt gegenüber heise online. So hätten ankommende Notrufe über die Rufnummer 112 nahtlos weiterbearbeitet werden können.

Das Notrufaufkommen sei zeitweise 10 bis 15 Mal so hoch gewesen wie an normalen Tagen. Zum Vergleich: Zwischen 13 und 14 Uhr gab es insgesamt 22 Notrufe, zwischen 14 und 15 Uhr 215 und von 15 bis 16 Uhr noch 55 Notrufe.

Die Leitstelle und die Feuer- und Rettungswachen wurden mit Notstromaggregaten versorgt. Dabei wurden die für dieses Szenario vorgesehenen Abläufe innerhalb des Brand- und Katastrophenschutzamtes aktiviert, beispielsweise wurde die Leitstelle sofort personell verstärkt.

Der erste Einsatz, der mit dem Stromausfall zusammenhing, fand um 14.01 Uhr in einem Hochhaus am Albert-Wolf-Platz statt. Insgesamt gab es fast 30 Hilfseinsätze, vor allem wegen Personen, die in einem Fahrstuhl eingeschlossenen waren, und mehr als 50 Einsätze in der Notfallrettung in dieser Zeit. Der Schwerpunkt dieser Einsätze lag bei heimbeatmeten Patienten, deren Beatmungsgeräte einen Stromausfall nur für einen begrenzten Zeitraum überbrücken können. Zudem gab es vier Fehlalarmen durch automatische Brandmeldeanlagen, die in der IRLS einliefen.

(anw)