Trion Space: Chinesische Investoren treiben Satelliten-Internet in Europa voran

Ein von chinesischen Geldgebern dominiertes Konsortium will von Liechtenstein aus Elon Musks Starlink Paroli bieten. Es soll militärische Verbindungen geben.

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(Bild: NicoElNino/Shutterstock.com)

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Neben Elon Musk mit seinem Unternehmen SpaceX, dem britischen Konzern OneWeb und der EU plant auch ein undurchsichtiges Firmengeflecht aus Liechtenstein den Aufbau eines Satelliten-Internets. Verantwortlich für das Großprojekt für Breitband-Dienste aus dem All ist die 2017 gegründete Trion Space AG. Sie sitzt in Vaduz in Liechtenstein. Angesiedelt ist das Unternehmen beim Treuhänder Sophos Trust, was den Verdacht nährt, dass es sich um eine Briefkastenfirma handelt.

Als Geldgeber für die ambitionierte Weltrauminitiative, über die in einer ersten Phase 288 und im zweiten Abschnitt noch einmal so viele Kleinsatelliten ins All geschossen werden sollen, fungierten anfangs deutsche, mittlerweile aber hauptsächlich chinesische Organisationen, berichten die Süddeutsche Zeitung (SZ) und das Vaduzer Blatt Wirtschaft regional. Im ersten Schritt soll das Vorhaben demnach mit 4 Milliarden Euro zu Buche schlagen.

Vor dem Start der Trägerraketen für die Satelliten-Megakonstellation steigt den Meldungen zufolge aber die Sorge vor den Hinterleuten. Ein Großteil des benötigten Geldes und Teile der Technik sollen demnach aus staatlich kontrollierten Unternehmen in China stammen, die Verbindungen auch zur Volksarmee des Landes haben. Kritiker befürchten, dass die chinesische Regierung mit dem Projekt einen weiteren technologischen Brückenkopf nach Europa schlagen und dabei hegemoniale beziehungsweise militärische Interessen verfolgt.

Bekannt ist, dass die Satelliten in etwa 1000 Kilometer Höhe im Low Earth Orbit (LEO) um die Erde kreisen sollen. Vergleichbare Pläne setzt SpaceX mit Starlink bereits in ersten Teilen um. Das Netzwerk befindet sich seit bald einem Jahr im öffentlichen Beta-Test. Ende Mai hatte die Musk gehörende US-Firma laut einer Studie von insgesamt 42.000 geplanten Satelliten 1663 realisiert. Das britisch-indische Konsortium OneWeb soll bislang 74 stationiert haben. Die EU-Kommission will ein eigenes europäisches Satelliten-Internet mit dem Fokus auf Verfügbarkeit, Sicherheit und Widerstandsfähigkeit positionieren.

Liechtenstein bot sich für einen weiteren Himmelssturm prinzipiell an, da es sein Kontingent für einschlägige Funkfrequenzen bei der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) mit Sitz im nahen Genf noch nicht abgerufen hatte. Auf Antrag einer Vorgängerfirma von Trion Space beantragte das Amt für Kommunikation des Fürstentums daher das begehrte Spektrum, das die UN-Organisation auch vorläufig zuteilte.

Bei den Behörden des Alpenlands wurden zunächst hauptsächlich Vertreter der bei München angesiedelten Firma eightyLEO und deren Ablegers Kleo Connect vorstellig, der das Kontrollzentrum für die Erdtrabanten aufbauen soll. Das nötige Kapital fehlte laut den Berichten aber, sodass Geldgeber insbesondere aus Schanghai groß eingestiegen seien, Mehrheiten an den beteiligten Unternehmen übernommen und dort Schlüsselpositionen besetzt hätten.

Hauptfinanzier soll die staatlich kontrollierte Shanghai Alliance Investment (SAIL) sein, die wiederum zu 42 Prozent an der Shanghai Spacecom Satellite Technology (SSSI) beteiligt ist. Sie werde die Satelliten bauen und die für ihren Transport ins All benötigten Trägerraketen buchen. Hinter der SSSI stehe wiederum die SECM. Über ein Dutzend deren Spitzenforscher sollen im offiziellen chinesischen Weltraumprogramm, das von der Armee betrieben wird, gearbeitet, Stipendien für Militär- und Verteidigungsforschung erhalten oder einen direkten militärischen Hintergrund haben.

"Eine militärische Nutzung ist vollkommen ausgeschlossen", betonte ein SSII-Sprecher indes gegenüber der SZ. Nach den Regeln der ITU sei ein solcher Ansatz auch rechtlich untersagt. Das Projekt sei allein auf eine zivile Nutzung ausgerichtet. Die Vaduzer Behörden hätten trotzdem zunehmende Bedenken, das Vorhaben angesichts abgekühlter Beziehungen zu China durchzuwinken. Ein Rechtsstreit mit dem Projektbetreiber vor dem Verwaltungsgerichtshof sei anhängig. Der Astronomische Arbeitskreis Liechtensteins warne vor "enormen Kosten und einem riesigen Imageschaden". Ferner fliege im LEO schon jetzt zu viel Weltraumschrott herum.

(olb)