So geht's: Besserer Sound für die Gibson Les Paul mit drei Tonabnehmern
Drei Schalterstellungen sind für drei Tonabnehmer zu wenig. Mit einem Trick entlockt man seiner E-Gitarre mehr Klangfarben, ohne deren Aussehen zu verändern.
- Detlef Grell
Der Gitarrenhersteller Gibson hat viele Standards gesetzt, aber nicht nur überzeugende. Dort war man sehr lange auf Gitarren mit zwei Tonabnehmern (Pickups oder kurz: PU) fixiert, etwa bei der Les Paul oder auch der etwas moderneren SG. Sämtliche Nachbauer halten sich sklavisch an die Gibson-Vorgaben, sei es die eigene Tochter Epiphone oder Kopisten aus China wie die Firma Vintage.
Das Schaltschema ist höchst simpel. Mit einem Drei-Positions-Umschalter werden in Stellung Rhythm der Hals-Tonabnehmer, in Stellung Treble der Steg-Tonabnehmer und in Mittelstellung beide eingeschaltet. Im Folgenden benutze ich als Kurzform für die Schalterstellungen und die dabei angeschalteten Pickups die Schreibweise:
Hals – Hals&Steg – Steg
Für jeden PU gibt es einen eigenen Volume- und Tone-Einsteller. In Mittelstellung wirken alle vier.
Nimm drei
Dann jedoch schuf Gibson die Les Paul namens Black Beauty mit drei Tonabnehmern, blieb jedoch bei dem Dreier-Schalter. Fender hat das mit dem 3-Weg- und später 5-Weg-Schalter bei seiner Stratocaster (ebenfalls mit drei Pickups) schlauer gemacht, dazu aber einen Schlitz im Schlagbrett gebraucht. Bei Gibson ist das ein No-Go.
Bei den drei möglichen Schalterstellungen entschied sich Gibson für:
Hals – Mitte&Steg – Steg
Diese drei Stellungen sind zwar alle brauchbar, aber damit fallen zwei wichtige, klanglich relevante Varianten weg. Zum einen Hals&Steg, wie von der Gitarre mit zwei Pickups gewohnt. Aber auch den Mittel-PU bekommt man nicht allein zu hören. Auf die bei Fenders Stratocaster übliche Kombi Hals&Mitte kann man gut verzichten, denn die klingt mit Gibsons Humbucker-Pickups sehr mulmig. Noch weniger angenehm klingt eine Variante, die alle drei Tonabnehmer gleichzeitig aktiviert, worauf auch Fender verzichtet.
Das Problem mit zu viel zusammengeschalteten (parallelen) Pickups ist, dass sie den Schwingkreis, den ein Pickup bildet (R+L+C), zu stark bedämpfen und gleichzeitig die Resonanzfrequenz senken. Das ergibt einen unangenehm dumpfen und schlappen Sound.
Gängige Abhilfen
Viele Gitarristen ärgern sich über Gibsons spartanisches Schaltschema. Die gängigen und scheinbar einfachen Abhilfen führen aber nicht zum optimalen Ergebnis. Um einen zusätzlichen Schalter an der Gitarre unterzubringen, ohne das Instrument visuell zu verändern, kommt oft ein Potischalter zum Einsatz, dessen Achse man zum Schalten zieht oder drückt. Im einfachsten Fall wird damit der Mittel-Pickup zu den vorgegebenen Schaltstellungen dazugeschaltet. Man bekommt dann folgendes:
Potischalter Stellung 0:
Hals – Mitte&Steg – Steg
Das entspricht dem eben beschriebenen Gibson-Standard für drei PUs.
Potischalter Stellung 1:
Hals&Mitte (neu, aber verzichtbar) – Mitte&Steg (wie 3-PU-Original) – Mitte&Steg (ein zweites Mal)
Das ist offensichtlich kein großer Wurf: Nur ein neuer Sound, der noch dazu nicht viel bringt.
Etwas weiter kommt man, wenn man erst auf die klassische 2-Pickup-Variante umstellt, also den Mittel-Pickup zunächst aus der Schaltung herausnimmt, und dann über den Potischalter zuschaltbar macht. Das führt zu:
Potischalter Stellung 0:
Hals – Hals&Steg (neu und erwünscht) – Steg
Potischalter Stellung 1:
Hals&Mitte (neu, aber verzichtbar) – Hals&Mitte&Steg (neu und sehr verzichtbar) – Mitte&Steg (wie 3-PU-Original, erwünscht)
Hier gewinnt man immerhin einen neuen Sound, der auch gewünscht ist (neben zwei weiteren neuen, die man nicht braucht). Doch auch hier besteht kein einzelner Zugriff auf den Mittel-PU. Ein weiterer Nachteil beider Lösungen: Der Mittel-Tonabnehmer ist keinem der Potis zugeordnet, also nicht separat in Lautstärke oder Klang einstellbar.
Besser machen
Der für Gitarren konzipierte Schalter an den Potis ist in der Regel ein Zweifach-Umschalter. Wenn man sich nur einen dieser Umschalter zunutze macht, gelangt man zu folgender Lösung, die gleich mehrere Vorzüge bietet: Man schaltet nicht einfach den Mittel-Pickup zu, sondern schaltet zwischen Hals- und Mittel-Pickup um.
So entsteht folgendes Schaltschema:
Potischalter Stellung 0:
Hals – Hals&Steg – Steg
Das ist die klassische Schaltung einer Gibson mit zwei Pickups, die drei Stellungen will man alle haben.
Potischalter Stellung 1:
Mitte (Einzeln! Endlich!) – Mitte&Steg (wie 3-PU-Original, erwünscht) – Steg
Damit ist auch jedem Pickup in jeder Variante ein Volume- und Tone-Poti zugewiesen.
Ran an die Zange!
Der Umbau an sich ist einfach: Man ersetzt eines der 500k-Potis (typischerweise einen der Tone-Potis) durch ein 500k-Poti mit Schalter und schließt es wieder genauso an wie das Original. Dann trennt man die Zuleitungen sowohl des Hals-PU (in der Grafik blau) als auch des mittleren Pickup (rot) dort ab, wo sie im Originalzustand angelötet sind – beim Hals-PU ist dies das eine Volume-Poti, beim Mittel-PU der 3-Wege-Schalter.
Diese beiden losen Enden schließt man dann an je einen der Umschaltkontakte des Schaltpotis an und dessen Mittelpin verbindet man mit dem Anschluss am Volume-Poti, an dem ursprünglich der Hals-PU angeschlossen war (in der Grafik orange). Im Ruhezustand 0 des Poti-Schalters ist dann der Hals-PU aktiv, im Zustand 1 statt seiner der Mittel-Pickup.
- In der neuen Make-Ausgabe 5/21 zeigen wir, wie man sich selber einen Booster baut, einen Vorverstärker, der nicht nur dem eigentlichen Verstärker Dampf machen kann, sondern auch unterschiedliche Gitarren- oder Effektgerätepegel auszugleichen vermag und mit einem einzigen Poti als Bedienelement zum Verstärken wie Abschwächen auskommt.
(pek)