Miamis Bürgermeister lockt Krypto-Miner mit Atomkraft

Krypto-Mining verbraucht Unmengen Energie, was die Umwelt schädigt. Kernkraftwerke versuchen, daraus Kapital zu schlagen.

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Rauchfänge und Türme eines Atomkraftwerks gesehen vom Wasser aus

Die beiden Reaktoren des Kernkraftwerks Turkey Point laufen seit bald 50 Jahren. Fünf weitere Reaktoren sind geplant.

(Bild: Acroterion CC BY SA 3.0)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Der Bürgermeister Miamis, Francis X. Suarez, schlägt Kryptowährungsschürfern vor, sich in der Nähe des Atomkraftwerk Turkey Point in Südflorida niederzulassen. Der Vorstoß ist Teil seiner Bemühungen, Krypto-Unternehmer in die Region zu locken. Die Einladung kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem Miner wegen ihres außerordentlich hohen Verbrauchs an oft schmutziger Energie zunehmend kritisiert werden.

Florida Power & Light, Betreiber des Kernkraftwerks, unterstützt Bitcoin-Miner dabei, günstige Grundstücke zu finden. Umweltbedenken sucht der Bürgermeister gegenüber dem Wall Street Journal zu zerstreuen: Die Sorgen über die Umweltfreundlichkeit Bitcoins rührten "daher, dass ein Großteil des Minings in Kohle (verstromenden) Ländern stattfindet".

Miner verwenden riesige Mengen an Rechenleistung und Energie, um Kryptowährungen wie Bitcoin zu "schürfen". Zu einem Großteil stammt sie aus "schmutzigen" Energiequellen wie Kohle. Wegen der schnell steigenden Nachfrage nach Energie hat das Krypto-Mining die Kritik von Regierungen und Experten auf sich gezogen, die sich zunehmend Sorgen über Auswirkungen auf die Umwelt machen.

Der Republikaner Suarez wiederum versucht seit geraumer Zeit, Südflorida als Standort für aufstrebende Technik-Branchen, darunter Kryptowährungen, zu etablieren. Obwohl Turkey Point technisch gesehen nicht in seinem Zuständigkeitsbereich liegt, ist Miamis Bürgermeister de facto so etwas wie ein Sprecher für Krypto-Belange in der Region geworden. Im Sommer warb Suarez in ähnlicher Weise bei chinesischen Firmen, nachdem China gegen Bitcoin-Farmen vorgegangen ist.

Suarez' Idee ist keineswegs neu. In den USA entdecken Kernkraft-Betreiber zunehmend Kryptogeld-Mining als Geschäftsfeld. So will der Energieversorger Talen Energy einen Rechenzentrums-Kampus direkt an seinem Kernkraftwerk Susquehanna Steam Electric Station in Pennsylvania errichten. Und Energy Harbor, Betreiber von fünf US-Atomkraftwerken, hat einen fünf Jahre laufenden Versorgungsdeal mit der Firma Standard Power abgeschlossen. Sie bietet Minern Infrastruktur an.

(akn)