Zoom: Five9-Eigentümer lehnen Übernahmeangebot ab

Zooms Übernahmeangebot hat die Five9-Aktionäre nicht überzeugt. Damit erübrigt sich die Untersuchung der US-Regierung.

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Zwei Kinder vor einem Bildschirm für eine Videkonferenz

Symbolbild Videokonferenz

(Bild: Kate Kultsevych/Shutterstock.com)

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Zooms Pläne, sich mit einer Milliarden-Übernahme im Call-Center-Geschäft zu etablieren, sind geplatzt. Im Juli hatte Zoom ein Übernahmeangebot für Five9 unterbreitet. Five9 ist ein kalifornischer Cloud-Softwareanbieter für Callcenter. Im Falle einer Übernahme wäre jede Five9-Aktie in 0,5533 Zoom-Aktien getauscht worden. Diese Offerte hat unter den Five9-Eigentümern jedoch nicht die notwendige Zustimmung gefunden.

Das hat Five9 am Donnerstag mitgeteilt. Zu der Ablehnung dürfte beigetragen haben, dass Zooms Aktien seit Unterbreitung des Übernahmeangebots um gut ein Viertel gefallen sind. Waren die von Zoom für Five9 gebotenen Aktien Mitte Juli noch insgesamt 14,7 Milliarden US-Dollar wert, wären es inzwischen weniger als elf Milliarden Dollar.

Der Kursrückgang hängt unter anderem damit zusammen, dass die Coronavirus-Pandemie die Nachfrage nach Videokonferenz enorm gesteigert hat. Für mehrere Quartale ist Zoom immens gewachsen, kann die hohen Wachstumsraten aber nicht beliebig wiederholen.

Beide Unternehmen haben sich nun darauf verständigt, die Übernahme abzublasen. Zoom möchte sein Angebot offenbar nicht nachbessern. Die bereits zuvor bestehende Zusammenarbeit der beiden Firmen soll weiterlaufen. Zoom und Five9 wollen ihre Cloud-Angebote für Callcenter sowie Unified Communications gemeinsam vermarkten.

Die Absage bedeutet Arbeitserleichterung für die US-Regierung. Eine interministerielle Arbeitsgruppe unter Führung des Justizministeriums hatte eine Überprüfung der Übernahme Five9s eingeleitet. Die Arbeitsgruppe sollte eruieren, ob die Übernahme des kalifornischen Unternehmens ein Risiko für die nationale Sicherheit oder andere Interessen der Rechtsdurchsetzung darstellt.

Hintergrund ist, dass Zoom starke Bindung an die Volksrepublik China nachgesagt wird, nicht nur durch Aktionäre und Programmierer. Im Dezember ist ein chinesischer Zoom-Manager in den USA angeklagt worden, weil er Zoom-Videokonferenzen zur Erinnerung an die staatlichen Massaker am Platz des Himmlischen Friedens in Peking von 1989 sabotiert haben soll. Zoom hat dem Mann inzwischen gekündigt. China wird ihn nicht an die USA ausliefern.

Bereits im Juni 2020 hatte Zoom eingeräumt, Videotreffen chinesischer Menschenrechtsaktivisten in den USA und Hongkong auf Druck des chinesischen Regimes abgestraft und die Konten der Einladenden geschlossen zu haben. Fortan möchte das Unternehmen staatliche Zensurbefehle nur noch im jeweiligen Land befolgen. In China hat Zoom überhaupt alle individuellen Nutzerkonten geschlossen.

In einem anderen Skandal wurde Zoom dabei erwischt, elektronische Schlüssel bisweilen auf chinesischen Servern abzulegen, auch wenn dort gar niemand an der jeweiligen Zoom-Konferenz teilnimmt. Mit diesen Schlüsseln ist es möglich, verschlüsselte Konferenzen abzuhören und zu verfälschen. Zoom gelobte Besserung.

(ds)