Seuchen: Resistente Bakterien sind die nächste Pandemie

COVID-19 ist nicht die einzige Pandemie, die uns derzeit begleitet. Leise im Hintergrund töten antibiotikaresistente Bakterien Menschen auf der ganzen Welt.

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Der Pest-Erreger in einer Mikroskop-Aufnahme: Bakterien wie Yersinia pestis werden angesichts der großen Aufmerksamkeit auf Viren zunehmend unterschätzt. Sie bleiben eine reale Gefahr, wie der Ausbruch 2017 in Madagaskar zeigt.

(Bild: Robert Koch Institut)

Lesezeit: 16 Min.
Von
  • Maryn Mckenna
Inhaltsverzeichnis

August 2017. Es war angenehm luftig in den madagassischen Bergen. Die Passagiere luden ihre Koffer in einen Minibus, der sie von Ankazobe, einer kleinen Stadt im Hochland, über die Hauptstadt Antananarivo in das 350 Kilometer entfernte Toamasina an der Küste bringen würde. Ein 31-jähriger Passagier sah schlecht aus. Vier Tage war er in Ankazobe zu Besuch gewesen. Jetzt reiste er mit Fieber, Schmerzen und Schüttelfrost ab. Der junge Mann starb im Bus, als der durch Antananarivo fuhr. Der Fahrer setzte seine Leiche in Panik an einem Krankenhaus ab und fuhr dann weiter in Richtung Küste.

Innerhalb weniger Tage erkrankten 31 Menschen, die mit der Busfahrt und dem Krankenhaus in Verbindung standen. Vier von ihnen starben. Zwei Wochen später starb eine weitere Frau mit gleichen Symptomen in der Hauptstadt, die nicht in Verbindung mit der Busfahrt stand. Sie alle hatten die Pest. Bis Anfang Oktober 2017 wurden 169 über die ganze Insel verstreute Fälle registriert. Am Ende des Monats waren es bereits über 1.500.

Während Covid-19 unsere Aufmerksamkeit auf die Bedrohung durch Viren lenkte, machen sich Mikrobiologen seit langem Sorgen, dass wir Bakterien wie den Pesterreger Yersinia pestis vergessen – vor allem die bereits existierende und sich langsam ausbreitende Gefahr, dass Bakterien gegen die Medikamente, auf die wir uns verlassen, resistent werden.