Internationale Raumstation erneut ungeplant durch russische Triebwerke gedreht

Bereits zum zweiten Mal haben nicht korrekt funktionierende Triebwerke die ISS unerwartet gedreht. Nach 30 Minuten war die Station wieder unter Kontrolle.

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Die ISS, aufgenommen 2011

(Bild: NASA)

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Die Internationale Raumstation ISS ist am Freitag erneut durch russische Triebwerke außerplanmäßig gedreht worden. Es war bereits der zweite derartige Vorgang seit Juli, wenn auch deutlich weniger schwerwiegend, als der beim missglückten Andockmanöver des russischen Forschungsmoduls Nauka. Wie die NASA erläutert, hatten russischen Verantwortliche am Freitag einen Triebwerkstest des Sojus-Raumschiff MS-18 vor dessen Rückkehr zur Erde durchgeführt. Die Triebwerke hätten aber nach Abschluss des Tests unerwartet weiter gefeuert, wodurch die Lagekontrolle verloren gegangen sei. Nach 30 Minuten sei sie zurückerlangt worden, die Crew sei derweil nicht in Gefahr gewesen.

Insgesamt wurde die ISS um 57 Grad gedreht, berichtet die New York Times. Personal in Moskau und Houston habe die Raumfahrer und Raumfahrerinnen auf der Station alarmiert und aufgefordert, nötige Gegenmaßnahmen einzuleiten. Warum die Triebwerke schließlich offenbar von selbst aufgehört hätten, zu feuern, ist demnach noch nicht klar. Die russische Weltraumagentur Roskosmos erklärte lediglich, dass die Ausrichtung der Station "vorübergehend geändert" worden sei. Sie sei aber dank des russischen Bodenpersonals rasch wieder korrigiert worden. Die Raumstation und die Menschen an Bord seien nicht in Gefahr, hieß es noch. Bei der NASA versucht man noch, mit Roskosmos die Ursache des Fehlers herauszufinden.

Der Vorfall erinnert an jenen vom 29. Juli, als das russische Forschungsmodul Nauka an die ISS angedockt wurde. Nachdem das problemlos geklappt hatte, hatte das Modul plötzlich erneut die Triebwerke aktiviert, obwohl es fest mit der ISS verbunden war. Dadurch drehte es die gesamte Station mehr als einmal um die eigene Achse und lediglich automatisch aktivierte weitere russische Triebwerke stemmten sich gegen das gefährliche Manöver. Weil Nauka von Boden aus nicht zu erreichen war, hörte das Modul wohl erst auf Gas zu geben, als der Treibstoff aufgebraucht war. Ein ehemaliger NASA-Ingenieur hatte danach harsche Kritik an dem Umgang mit diesem ersten "Raumschiffsnotfall" der ISS geübt und von einer gefährlichen Selbstgefälligkeit gesprochen, die ihn an den Vorlauf der Challenger-Katastrophe und den Absturz des Space Shuttles Columbia erinnere.

(mho)