Astronomie: Überreste einer gigantischen Kollision zweier Exoplaneten gefunden

Vor gut 200.000 Jahren sind beim Stern HD 172555 zwei Planeten kollidiert. Der eine hat dabei seine Atmosphäre verloren. Überreste davon wurden nun gefunden.

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Künstlerische Darstellung des Einschlags

(Bild: MIT/Mark A. Garlick)

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Eine Gruppe von Astronomen und Astronominnen hat bei einem Stern die Spuren einer gigantischen Kollision zweier Planeten entdeckt, die aus astronomischer Sicht vergleichsweise kurze Zeit zurückliegt. 95 Lichtjahre von uns entfernt ist demnach vor mindestens 200.000 Jahren ein etwa erdgroßer Gesteinsplanet mit einem etwas kleineren Objekt kollidiert, wobei der Exoplanet große Teile seiner Atmosphäre verloren hat.

Es sei das erste Mal, dass solch ein Geschehen beziehungsweise dessen Folgen beobachtet wurde, schreiben die Forschenden. Sie gehen aber davon aus, dass derartige Kollisionen in der Entstehungsphase von Planetensystemen ziemlich häufig sind. Auch die Erde und der Mond sind nach gegenwärtigem Verständnis in ihrer heutigen Form Ergebnis eines solchen Einschlags.

Das System des Sterns mit der Bezeichnung HD 172555 habe schon länger Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil sich dort gefundener Staub aus ganz ungewöhnlichem Material zusammensetze, erläutert das Team um Tajana Schneiderman vom MIT nun. In Beobachtungsdaten des Radioteleskops ALMA (Atacama Large Millimeter/submillimeter Array) der Europäischen Südsternwarte ESO hätten sie dann Spuren von jeder Menge Kohlenmonoxid gefunden, das dem Stern "überraschend nah" sei. Normalerweise würde die Verbindung in dieser Region vergleichsweise schnell durch das Sternenlicht aufgebrochen und zerstört. Als Erklärung für das Kohlenmonoxid in einer Entfernung von etwa 10 Astronomischen Einheiten (AE) um den Stern habe das Team verschiedene Möglichkeiten in Betracht gezogen.

Wie das Team nun im Fachmagazin Nature darlegt, könne nur das Szenario einer kürzlichen Kollision eines Exoplaneten alle ermittelten Daten erklären. Es sei der einzige plausible Prozess, der für die Anhäufung der Verbindung in diesem Gebiet verantwortlich sein könne. Es gehe demnach davon aus, dass zwei ungefähr erdgroße Protoplaneten kollidiert sind, wobei die Atmosphäre eines der beiden größtenteils ins All geschleudert worden sei. Das sei das nun gemessene Kohlenmonoxid, das von dem Stern noch nicht vollkommen zerstört worden sei.

Die Arbeit zeige, dass über die Suche nach Kohlenmonoxid bei Sternen Spuren von solchen Kollisionen auffindbar seien. Damit gebe es einen weiteren Weg, um die Entstehung von Planetensystemen zu erforschen. Außerdem seien darüber auch die atmosphärischen Bedingungen solcher frühen Exoplaneten analysierbar.

(mho)