Kryptowährung Ethereum: Energieintensives GPU-Mining bleibt bis 2022 erhalten

Während sich die Einführung von Proof of Stake (PoS) bei Ethereum um Monate verzögert, erreicht die Kryptowährung ihr Allzeithoch. Der Kurs boomt.

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(Bild: Wit Olszewski / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Ethereum setzt länger auf das energiefressende Proof-of-Work-Modell (PoW) als im Sommer angenommen. Mindestens bis zum Frühling 2022 wird man die Kryptowährung mit Hardware-Leistung schürfen können – da Ethereum die beliebteste Währung für GPU-Mining ist, hat das auch Auswirkungen auf den Grafikkartenmarkt.

Die Ethereum Foundation hat die öffentliche ETH-2.0-Roadmap, die den Weg zur Umstellung auf Proof of Stake (PoS) beschreibt, erneut angepasst: Stand dort im September noch das Jahr 2021 für den sogenannten Merge, also der Verschmelzung des Mainnets mit der Testplattform (Beacon-Chain), ist jetzt wieder 2022 vermerkt. Das entspricht der Planung von Anfang 2021, bevor die Ethereum Foundation die Daten unter anderem aufgrund von politischem Druck geändert hatte.

ETH-Roadmap vom September 2021 vs. Oktober 2021 (2 Bilder)

Im September 2021 plante die Ethereum Foundation den Merge noch im Jahr 2021.
(Bild: Ethereum Foundation [Screenshot: heise online])

Beim Proof of Stake werden Blöcke nicht mehr durch das rechenintensive Finden von passenden Hashes bestätigt. Stattdessen müssen alle PC-Nodes in Form von Validierern eine Mindestmenge Ether hinterlegen (im Testnetzwerk derzeit 32 ETH): Bestätigen sie Blöcke wahrheitsgemäß, erhalten sie als Belohnung Coins – Staking genannt. Senden bösartige Validierer falsche Ergebnisse ins Netzwerk, die andere Teilnehmende nicht bestätigen können, wird der hinterlegte Ether-Anteil reduziert.

Nicht unbedingt an die Verzögerung gekoppelt legt der Ethereum-Kurs dieser Tage stark zu. Derzeit pendelt ein Ether-Coin zwischen 3600 und gut 3700 Euro – ein Allzeithoch für die Kryptowährung.

Das 3DCenter macht auf das Ethereum Improvement Proposal EIP-4345 aufmerksam, mit dem die Ethereum Foundation ein halbes Jahr zusätzliche Zeit erhalten will, um die eigene Blockchain auf PoS umzustellen. Der Vorschlag soll die sogenannte Difficulty Bomb und damit die Einführung des "Ice Age" vom Dezember 2021 auf Mai 2022 verzögern. Diese Difficulty Bomb erhöht die Mining-Schwierigkeit binnen einiger Wochen drastisch, um das Schürfen unattraktiv zu machen und so möglichst viele Netzwerkteilnehmende zu ETH 2.0 zu bewegen. Zudem will man so verhindern, dass direkt im Anschluss der Umstellung betrügerische Forks entstehen. Parallel zum Platzen dieser Bombe muss das fertige ETH-2.0-Update bereitstehen.

Da die PoS-Einführung bei ETH schon vor Jahren geplant war, wurde die Difficulty Bomb seit 2017 bereits dreimal auf- beziehungsweise verschoben. Die Auswirkungen zeigen sich bei den durchschnittlichen Blockzeiten: Das Intervall zwischen geschürften Blöcken stieg dadurch schon von gut 13 auf 30 Sekunden und wieder zurück.

Dreimal ging die Difficulty Bomb schon hoch, wurde durch EIPs aber jedes Mal zurückgesetzt.

(Bild: Etherscan.io)

In einer Diskussion um das EIP-4345 schrieb der Core-Entwickler Tim Beiko, dass die Testphase für ETH 2.0 gut laufe, alle nötigen Updates aber nicht in den nächsten Wochen zur Verfügung stünden. Sollte das im Sommer 2022 wider Erwarten immer noch nicht der Fall sein, müsste die Difficulty Bomb mit einem weiteren EIP verschoben werden.

Das kursierende Datum am 27. Oktober 2021 für den angeblichen Merge betrifft derweil nur die Beacon-Test-Chain. An dem Tag erscheint das Altair-Update, das unter anderem entschlackte Light-Clients für ETH 2.0 einführt. Im Falle des Mainnets (ETH 1.0) passiert an dem Tag jedoch nichts.

(mma)