"Rosettastein für Supernovae": Sternenexplosion ungewöhnlich gut beobachtet

Die gewaltige Explosion eines Sterns in 60 Millionen Lichtjahren Entfernung könnte entscheidend dabei helfen, ähnliche Ereignisse besser vorherzusagen.

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Bild der Supernova in den beiden Galaxien

(Bild: NASA, ESA, Ryan Foley (UC Santa Cruz), Joseph DePasquale (STScI))

Lesezeit: 3 Min.

Durch einen Zufall konnte das Weltraumteleskop Hubble im vergangenen Jahr eine Supernova quasi live beobachten und bei dem Ende eines Sterns "in Echtzeit" zugucken. Das berichtet nun ein Forschungsteam um Ryan Foley von der Universität Kalifornien, Santa Cruz. Die Sternenexplosion in 60 Millionen Lichtjahren Entfernung war demnach im April 2020 am Palomar Observatory entdeckt worden, aber auch das Weltraumteleskop TESS hatte sie da schon beobachtet. Rasch seien dann Hubble und verschiedene Observatorien auf der Erde auf Schmetterlingsgalaxien NGC 4567/8 ausgerichtet worden. Das habe die bislang umfangreichste Beobachtung einer Supernova ergeben, gleichzeitig hätten bis zu 30 Jahre alte Aufnahmen deren Vorgeschichte beleuchtet.

Wie Foley nun erläutert, erinnerte die Erforschung von Supernovae bislang an die Spurensicherung, die auch immer erst nach einer Tat vor Ort ist und ermitteln muss, was passiert ist. Normalerweise beginne man erst Tage nach einer Supernova mit den Beobachtungen, ergänzt sein Kollege Samaporn Tinyanont. Bei der Sternenexplosion mit der Bezeichnung SN 2020fqv sei das anders gewesen, man habe äußerst schnell reagieren können. Besonders wertvoll sind demnach aber auch Aufnahmen des Weltraumteleskops TESS, das eigentlich Exoplaneten sucht. Der Transiting Exoplanet Survey Satellite macht dafür alle 30 Minuten Aufnahmen einer Sternenregion, um minimale Verdunkelungen zu finden, die auf vorüberziehende Himmelskörper hindeuten. Zufällig hat es dabei aber auch jede Menge Aufnahmen des Sterns vor seiner Explosion gemacht.

Durch die Beobachtung der Supernova durch so viele Teleskope habe man die Explosion in bislang unerreichter Genauigkeit analysieren können, freut sich das Team. Unter anderem habe man gleich auf drei verschiedenen Wegen die Masse des explodierten Sterns ermittelt, alle drei hätten übereinstimmende Ergebnisse ergeben. Demnach hatte der Stern die 14- bis 15-fache Masse unserer Sonne. Aber vor allem habe das die Richtigkeit der Methoden untermauert. Die Astronomen und Astronominnen vergleichen die Sternenexplosion deshalb mit dem berühmten Rosettastein, der ausschlaggebend für die Entzifferung der altägyptischen Hieroglyphen gewesen ist. Anhand der vielen Daten habe man eine regelrechte Vorgeschichte der Supernova ermitteln können.

Aus den mehrere Jahrzehnte umfassenden Daten zur Vorgeschichte der Sternenexplosion haben sie möglicherweise ein Vorwarnsystem ermittelt, anhand dessen künftige Supernovae vorhergesagt werden könnten, meinen sie. So sei zwar bekannt, dass Sterne aktiver werden, bevor sie explodieren können, aber wie ungenau das noch ist, haben unter anderem die Ereignisse um den Riesenstern Beteigeuze gezeigt. Zwar erwartet auch Foley nicht, dass Beteigeuze bald explodiert, aber die Analysen zu SN 2020fqv hätten gezeigt, dass man aufpassen sollte, wenn ein Stern anfange "herumzuwackeln". Ihre Supernova habe die komplexe Geschichte des Masseverlusts vor einer Supernova aufgezeigt. Die Studie wird im Fachmagazin Monthly Notices of the Royal Astronomical Society erscheinen.

(mho)