Suche nach außerirdischem Leben: NASA will Entdeckungen besser einordnen

Immer wieder sorgen vermeintliche Spuren außerirdischen Lebens für Aufregung. Der NASA-Forschungschef plädiert nun dafür, Funde besser einzuordnen.

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(Bild: Iztok Bončina/ESO)

Lesezeit: 3 Min.

Der Chefwissenschaftler der NASA hält es für realistisch, dass "unsere Generation außerirdisches Leben entdeckt" und hat deswegen Standards dafür gefordert, wie mit Funden im Bereich Astrobiologie umgegangen wird. In einem Artikel im Fachmagazin Nature schlägt Jim Green deshalb eine Checkliste vor, anhand derer sich die Bedeutung einer Entdeckung einschätzen lasse und die deutlich mache, welche weitere Schritte zur wirklichen Entdeckung außerirdischem Leben noch nötig wären. Sein Gerüst will er demnach ausdrücklich als Diskussionsgrundlage verstanden wissen. Es sei aber nötig, sich jetzt darüber Gedanken zu machen, wie sich aufregende Entdeckungen jeweils einordnen ließen, damit nicht nur die Öffentlichkeit sie richtig einschätzen kann.

Das vorgeschlagene Gerüst

(Bild: James Green et.al)

Insgesamt umfasst das Gerüst sieben aufeinander aufbauende Schritte. Am Anfang (Level 1) steht der Fund biologischer Aktivität, also etwa Hinweise auf ein biologisch relevantes Molekül abseits der Erde. Level 2 wäre der Ausschluss einer Kontaminierung der verwendeten Instrumente. Der Nachweis, dass ein biologisches Signal in einer analogen Umgebung entstehen kann, führe dann auf Level 3. Sobald alle bekannten nicht-biologischen Quellen des Signals ausgeschlossen sind, sei man auf Level 4. Für Level 5 wäre dann ein unabhängiger Nachweis biologischer Prozesse nötig. Unabhängige Beobachtungen, durch die alternative Erklärungen ausgeschlossen werden, entsprächen dann Level 6. Für Level 7, die höchste Stufe, wären dann Beobachtungen vorhergesagter biologischer Prozesse nötig. Erst das wäre der Nachweis, dass wir nicht alleine sind.

Das NASA-Team führt anhand von Beispielen aus, wie sich eine Übernahme der Skala ihrer Meinung nach auswirken würde. Würde etwa ein Mars-Rover auf dem Roten Planeten ein Molekül finden, das mit Leben in Verbindung gebracht würde, wären noch viele weitere Schritte nötig, um die Verbindung sicher herzustellen. Am Ende könnte eine weitere Mission zu einem anderen Ort auf dem Mars stehen, wo der Fund bestätigt werden müsste.

Auch der Fund von Sauerstoff in der Atmosphäre eines Exoplaneten wäre noch kein Beweis. Ließe sich beispielsweise irgendwo Sauerstoff und Methan nachweisen, würde das auch lediglich auf Level 4 führen, obwohl sich beide Stoffe unseres Wissens nach ohne biologische Prozesse gegenseitig entfernen würden. Für Level 5 bräuchte es in diesem Fall ein Bild des Exoplaneten, das etwa auf Wälder oder Algen hindeute.

Mit dem Vorschlag reagiert das Team nicht nur auf die immer auftretende Aufregung, sobald eine spannende Entdeckung aus dem Weltraum öffentlich gemacht wird, die auf außerirdisches Leben hinzudeuten scheint. Auch wenn dazu zumeist darauf hingewiesen wird, dass eine nicht-biologische Erklärung am wahrscheinlichsten ist, findet das oft kein Gehör.

Auch nach der Übernahme des vorgeschlagenen Gerüsts solle die Astrobiologie aber nun nicht in einen Wettlauf zu deren Spitze ausarten. Alle Level seien wichtig, um den erhofften Nachweis außerirdischen Lebens zu ermöglichen und dann auch einschätzen zu können.

Gleichzeitig werde mit dem Weltraumteleskop James Webb demnächst ein Instrument ins All fliegen, das der Suche nach außerirdischem Leben einen gewaltigen Schub verleihen könnte. Standards für den Umgang mit Funden erscheinen deshalb nötig. Das Team meint aber, dass der finale Nachweis wohl erst von einem Nachfolgeteleskop geliefert werden könnte.

(mho)