Offener Brief: KI- und Robotik-Forscher besorgt über autonome Waffensysteme

"Entscheidungen über Leben und Tod dürfen nicht an Algorithmen delegiert werden", schreiben 56 Hochschullehrende, darunter der GI-Präsident.

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Autonome Waffensysteme sind keine Science Fiction mehr. Zum Beispiel arbeitet die US Air Force an einem autonomen Waffensystem Skyborg, das so aussehen könnte.

(Bild: AFRL)

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Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die unter anderem zu Künstlicher Intelligenz (KI) und Robotik forschen, zeigen sich in einem Offenen Brief an die nächste Bundesregierung tief besorgt über autonome Waffensysteme. 56 von ihnen, darunter der Präsident der Gesellschaft für Informatik, Prof. Dr. Hannes Federrath, haben ihren Brief am Wochenende in einer ganzseitigen Anzeige in Tageszeitungen veröffentlicht.

Sie fordern darin einen rechtsverbindlichen internationalen Regulierungsrahmen für die Nutzung dieser "Autonomie in Waffensystemen". Sie schließen sich ähnlichen Initiativen von CEOs sowie "tausender unserer KollegInnen aus den Feldern der Robotik und der Künstlichen Intelligenz u. a. in Australien, Belgien, Kanada, Norwegen, den Niederlanden und den USA an".

KI und Robotik könnten der Menschheit in vielerlei Hinsicht potenziell dienlich zu sein, schreiben sie, sie könnten aber auch negativ angewendet werden. Bei autonomen Waffensysteme sorgen sich die Unterzeichnenden um den Verlust der menschlichen Kontrolle über den Einsatz von Gewalt. "Menschen sollten nicht von autonomen Svstemen angegriffen werden, insbesondere sollte nicht die Entscheidung zum Einsatz von Massenvernichtungswaffen allein von Algorithmen ohne menschliche Eingriffsmöglichkeit getroffen werden."

Die Forschenden sorgen sich nicht nur um eine unregulierte und damit unkontrollierte Verbreitung autonomer Waffensysteme sowie einem damit wohl einhergehenden Wettrüsten. Sie ergänzen: "So wie die meisten ChemikerInnen und BiologInnen kein Interesse am Bau chemischer oder biologischer Waffen haben, so haben auch wir ForscherInnen auf den Feldern der KI und der Robotik kein Interesse daran, High-Tech-Waffen zu entwickeln. Wir wollen nicht, dass unser Fachgebiet dadurch in Verruf gerät." Das könne dazu führen, dass Forschung in KI und Robotik gesellschaftlich abgelehnt werden.

Die kommende neue Bundesregierung solle autonome Waffensysteme einhegen. Die vergangenen zwei Koalitionsverträge hätten zwar klar ausgedrückt, dass die Bundesregierung solche Waffensysteme ächtet. Für den nächsten Koalitionsvertrag wird in dem Offenen Brief gefordert, dass Deutschland eine führende Rolle in der Entwicklung eines völkerrechtlich verbindlichen Vertrages zur Regulierung von autonomen Waffensystemen übernimmt.

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Der Deutsche Bundestag hatte im Januar 2020 gegen Anträge der Linken und der Grünen gestimmt, laut denen die Bundesregierung ein Moratorium für autonome Waffensysteme erklären und sich auf UN-Ebene für ein Verbot der Technik einsetzen sollte. Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Bundestag sah vor einem Jahr in einer Analyse das Konzept "autonom agierender Waffen nun an die Schwelle zur konkreten Umsetzung gerückt".

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(anw)