Fragen Sie Dr. Google – besser nicht

Viele Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden suchen dazu bei Google oder Yandex. Die dort gelieferten Antworten sind aber oft nicht zuverlässig.

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(Bild: dpa, Marijan Murat)

Lesezeit: 3 Min.

Viele Menschen mit gesundheitlichen Problemen befragen Suchmaschinen. Ob die Antworten des "Dr. Google" auch tatsächlich geeignet sind, ihre Beschwerden zu beheben, haben Forschende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Uralischen Föderalen Universität in Russland untersucht. Sie haben herausgefunden, dass sowohl die US-amerikanische Suchmaschine als auch das russische Pendent Yandex keine zuverlässigen Quellen für Gesundheitsinformationen sind.

Häufig enthielten die Snippets, die als Vorschau für Suchergebnisse angezeigt werden, fehlerhafte oder mangelhafte Angaben. Besonders problematisch seien die Informationen zu Hausmitteln oder sogenannten alternativen Behandlungsmöglichkeiten, heißt es in der Studie. Die Forschenden plädieren deshalb für deutlichere Warnhinweise zu möglichen Gesundheitsrisiken.

Das deutsch-russische Forschungsteam nutzte für die Studie unter anderem ein Archiv von rund 1,5 Milliarden Suchanfragen an Yandex. Mithilfe der Online-Wissensdatenbank Wikidata und der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) der Weltgesundheitsorganisation filterten sie 1,2 Millionen Anfragen heraus, in denen Symptome, Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten vorkamen. Die Forschenden identifizierten ungefähr 4400 Krankheiten und Symptome sowie 1000 medizinisch genutzte Pflanzen und andere Hausmittel, nach denen gesucht wurde.

In einem zweiten Schritt überprüfte das Team, wie Yandex und Google auf die 30 häufigsten Fragen antworteten. Analysiert wurden dafür jeweils die ersten zehn Snippets. Anschließend wurde unter anderem ihr Wahrheitsgehalt kontrolliert und ob diese Warnhinweise zu möglichen Gesundheitsrisiken enthielten. Grundlage für die Bewertung war die Recherche einer Ärztin zu allen untersuchten Krankheiten und Mitteln in den Datenbanken für medizinische Studien "Cochrane", "PubMed" und "BioMed Explorer".

Yandex gab in 44 Prozent der Fälle fälschlicherweise an, dass ein Mittel gegen eine bestimmte Krankheit wirkt, obwohl dafür keine wissenschaftliche Grundlage existiert. Bei Google waren es 30 Prozent der Fälle. Hinweise auf potenziell giftige Substanzen fand das Team nur in 13 beziehungsweise 10 Prozent der Fälle. Das sei besonders problematisch, weil frühere Studien gezeigt hätten, dass Menschen dazu tendieren, an die Wirkung bestimmter Mittel zu glauben, auch wenn es dafür keine wissenschaftliche Grundlage gibt.

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"Am häufigsten ging es um eher private, alltägliche Themen wie Schwangerschaft oder Intimkrankheiten. Insgesamt wurde auch häufiger nach der Behandlung von Akne oder Cellulite als nach Krebs gesucht", sagt der Informatiker Alexander Bondarenko von der MLU. Die meisten Fragen fielen in eine von zwei Kategorien: Entweder wollten die Suchenden wissen, ob ein bestimmtes Mittel gegen eine Krankheit hilft, oder sie suchten danach, wie ein Mittel bei einer Krankheit anzuwenden ist. "Im zweiten Fall wird also bereits davon ausgegangen, dass ein Mittel hilft, obwohl das längst nicht immer erwiesen ist", erläutert Dr. Pavel Braslavski, Senior Researcher und Dozent von der Uralischen Föderalen Universität.

Das Bundesgesundheitsministerium hatte mit Google eine Kooperation vereinbart, durch die bei Suchanfragen nach Gesundheitsthemen Informationen eines Portals des Ministeriums in den Knowledge Panels von Google angezeigt wurden. Das Landgericht München hatte diese Kooperation im Februar dieses Jahres als rechtswidrig eingestuft.

(anw)