Intel Core i9-12900K im Test: Mit der Brechstange an AMDs Ryzen 9 5950X vorbei
Der Core i9-12900K ist in vielen Benchmarks schneller als AMDs 16-Kerner Ryzen 9 5950X, erkauft sich den Vorsprung allerdings mit einer hohen Leistungsaufnahme.
Die Prozessorbaureihe Alder Lake-S ist da: Intel schickt den Core i9-12900K, Core i7-12700K, Core i5-12600K und deren F-Versionen ohne nutzbare Grafikeinheit in den Handel. Nach jahrelangen 14-Nanometer-Aufgüssen setzen die neuen Prozessoren als erste Desktop-Serie auf 10-nm-Strukturen.
Die neuen Prozessoren warten mit einer Fülle architektonischer Neuheiten auf: Die CPU-Kerne werden nicht nur schneller, sondern verwenden zum ersten Mal in der x86-Desktopwelt einen Hybrid-Aufbau, den man bisher nur von ARM-Geräten bis hin zu Apples MacBooks Pro oder dem glücklosen Mobilchip Intel Lakefield kannte.
8+8 Kerne
Intel kombiniert beim Core i9-12900K acht große, besonders performante Golden-Cove-Kerne mit acht kleineren, langsameren, dafür aber effizienteren Gracemont-Kernen. Nominell handelt es sich beim Core i9-12900K also um einen 16-Kerner, wobei 8+8 die treffendere Bezeichnung ist. Weil die Gracemont-Kerne jedoch kein Hyper-Threading beherrschen, arbeitet das Topmodell bis zu 24 Threads gleichzeitig ab. Zum Vergleich: AMDs 16-Kerner Ryzen 9 5950X nutzt 16 einheitliche Zen-3-Kerne mit insgesamt 32 Threads.
Ebenfalls neu dabei ist DDR5-Arbeitsspeicher – allerdings optional, da der Speichercontroller von Alder Lake-S sowohl DDR5 als auch DDR4 beherrscht. Hersteller können sich bei Mainboards mit der neuen CPU-Fassung LGA1700 und dem ersten passenden Chipsatz Z690 entscheiden, welche RAM-Steckplätze sie verwenden, kombinierbar sind sie aber nicht. Günstigere Modelle tendieren zu DDR4, High-End-Mainboards zu DDR5. Alle Platinen können Grafikkarten zudem mit insgesamt 16 PCI-Express-5.0-Lanes anbinden, allerdings gibt es bis dato noch keine Arc-Alchemist-, GeForce- oder Radeon-GPU mit PCIe-5.0-Unterstützung.
Wie sich Intels Core i9-12900K im Vergleich zu AMDs Ryzen 9 5950X in 3D-Spielen und Anwendungs-Software schlägt, ob DDR5 mehr bringt als DDR4 und wie zuverlässig der Hybrid-Kernverbund unter Windows 11 sowie Windows 10 funktioniert, zeigen erste Tests und Benchmarks.
Gaming-Performance
Unter aktuellen Umständen wird Intel seinem Versprechen gerecht: Der Core i9-12900K ist der schnellste Desktop-Prozessor, den man derzeit zum Spielen bekommt. Mit spezifikationskonformem DDR5-4800-RAM (40-40-40-76-Timings nach JEDEC-Vorgabe) ist die CPU in Spielen mindestens genauso schnell wie mit DDR4-3200 (18-21-21-39-Timings), teilweise landen mit DDR5 auch ein paar fps mehr auf dem Monitor.
So schaffte der Core i9-12900K im Action-Adventure "Shadow of the Tomb Raider" mit DDR5-4800-RAM 203 fps, mit DDR4-3200-Speicher 197 fps. In beiden Fällen haben wir mit einer aktuellen Windows-11-Installation unter hohen Grafikeffekteinstellungen getestet. Um ein verzerrendes GPU-Limit auszuschließen, liefen die Tests in Full-HD-Auflösung (1920 × 1080 Pixel) und mit Nvidias GeForce RTX 3090. In "Assassin's Creed Odyssey" stand es 136 gegen 131 fps. Der Ryzen 5 5950X renderte in "Shadow of the Tomb Raider" 182 Bilder pro Sekunde und in "Assassin's Creed Odyssey" 127 fps.
Spiele-Benchmarks (Windows 11, mit Nvidia GeForce RTX 3090) | |||
Prozessor | Metro Exodus, 1080p High [fps] | Shadow of the Tomb Raider, 1080p Hoch [fps] | Assassin’s Creed Odyssey, 1080p Hoch [fps] |
Core i9-12900K (DDR5) | 174 | 203 | 136 |
Core i9-12900K (DDR4) | 174 | 197 | 131 |
Core i9-12900K (DDR5, Win 10) | 178 | 211 | 146 |
Core i9-11900K | 155 | 164 | 121 |
Ryzen 9 5950X | 157 | 182 | 127 |
Aufgrund des derzeitigen technischen Zustands von Windows 11 sind die Zahlen als vorläufig zu betrachten. Insbesondere AMDs Ryzen-Prozessoren haben mit dem Betriebssystem noch Probleme, weil der Level-3-Cache zu langsam läuft. Unsere Benchmarks zeigen allerdings auch, dass der Core i9-12900K unter Windows 10 meistens etwas flotter läuft als unter Windows 11, obwohl der Scheduler von Windows 11 besonders gut mit den Hybrid-Kernen von Alder Lake-S umgehen können soll.
Anwendungs-Benchmarks
Ein Ausnahmefall war im Test das Programm Handbrake zum Konvertieren von Videos und Audio-Dateien, das unter Windows 10 nur auf den kleinen E-Kernen und daher extrem langsam lief. Ansonsten konnte sich der Core i9-12900K unter beiden Betriebssystemen sehen lassen: Im Render-Benchmark Cinebench R23 erzielte der Prozessor unter Einbeziehung aller 16 CPU-Kerne gut 27.500 Punkte – fast 80 Prozent mehr als der Vorgänger Core i9-11900K mit acht CPU-Kernen. Damit überholt Intel sogar AMDs Ryzen 9 5950X mit knapp 26.000 Punkten. Im Singlethreading-Test von Cinebench R23 ist der Core i9-12900K die erste CPU mit mehr als 2000 Punkten.
Intels Vorsprung ist allerdings nicht immer gegeben: Den Classroom-Benchmark der Modellierungs-Software Blender etwa absolvierte der Ryzen 9 5950X schneller. Beim Komprimieren von Dateien mit 7-Zip war der Core i9-12900K ausschließlich mit DDR5-RAM schneller, da die höhere Übertragungsrate fast 1:1 durchschlägt. So komprimierte der Intel-Prozessor mit DDR5-4800-RAM knapp 97 MByte/s, mit DDR4-3200 aber nur 66 MByte/s. Der Ryzen 9 5950X schaffte gut 73 MByte/s.
Anwendungs-Benchmarks | |||||
Prozessor | Cinebench R23 1T | Cinebench R23 MT | Blender Classroom [s] | 7-Zip, Komprimieren [MByte/s] | Handbrake, Fast 1080p30 [fps] |
Core i9-12900K (DDR5) | 2013 | 27517 | 250 | 96,6 | 117 |
Core i9-12900K (DDR4) | 2017 | 27423 | 250 | 65,5 | 99 |
Core i9-12900K (Win 10) | 2014 | 27597 | 247 | 99,7 | 52 |
Core i9-11900K | 1672 | 15364 | 469 | 58,4 | 66 |
Ryzen 9 5950X | 1656 | 25757 | 234 | 73,2 | 73 |