Atomkraft: Rolls-Royce will Mini-AKW bauen

Anfang der 2030er Jahre soll in Großbritannien der erste von Rolls-Royce gebaute Small Modular Reactor ans Netz gehen.

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So könnte ein SMR von Rolls-Royce aussehen.

(Bild: Rolls-Royce)

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Die Rolls-Royce Group will Small Modular Reactor bauen, auch "Mini-AKW" genannt. Das Unternehmen hat dafür eine Eigenkapitalerhöhung hinter sich gebracht, wie es nun mitgeteilt hat. Für das Entwicklungsprogramm stehen innerhalb von drei Jahren 195 Millionen Pfund (228 Millionen Euro) bereit, dazu kommen 210 Millionen Pfund aus staatlicher Förderung.

Rolls-Royce, dessen ehemalige Autosparte seit 2000 zu BMW gehört, will mit seiner neuen Sparte Rolls-Royce SMR die "nächste Generation kostengünstiger, kohlenstoffarmer Atomenergietechnik vorantreiben und in großem Maßstab liefern", heißt es in einer Mitteilung. Dabei kooperiert das Unternehmen mit dem Investor BNF Resources und dem US-amerikanischen Energieunternehmen Exelon Generation.

Mit SMR könnten kohlenstoffarm Strom erzeugt werden, mit dem Privathaushalte und Industrie versorgt werden könnten; es eigne sich für die Wasserstoff-Elektrolyse und auch die Herstellung synthetischer Kraftstoffe, meint Rolls-Royce-Chef Warren East. Das Unternehmen könne durch die Bereitstellung und den Export von SMR Großbritannien bis zu 40.000 neue Arbeitsplätze bescheren.

Für den britischen Energieminister Kwasi Kwarteng sind SMR "eine einmalige Gelegenheit, mehr kohlenstoffarme Energie als je zuvor einzusetzen und eine größere Energieunabhängigkeit zu gewährleisten". Kleine modulare Reaktoren ließen sich nicht nur kostengünstiger, sondern auch schneller bauen. Die synthetischen Kraftstoffe, die mithilfe von SMR-Strom hergestellt werden könnten, dürften sich auch für Triebwerke eignen, die Rolls-Royce herstellt, ergänzt Rolls-Royce-CTO Paul Stein.

Rolls-Royce SMR will bereits existierende Technik für nukleare Stromerzeugung mit einem neuen Modulfertigungs- und Montagesystem für die AKW-Baustellen kombinieren. 80 Prozent der Komponenten könnten von britischen Produzenten beigesteuert werden, heißt es in der Mitteilung. Ein SMR soll so viel Platz benötigen wie zwei Fußballfelder (0,000005 Saarland) und eine Million Haushalte mit Strom versorgen können. Die ersten britischen Mini-AKW von Rolls-Royce sollen Anfang der 2030er-Jahre ans Netz gehen.

Das deutsche Bundesamt für nukleare Entsorgung (BASE) hatte im März dieses Jahres das SMR-Prinzip kritisiert. Um mit "Small Modular Reactors" (SMR) genannten kleinen Atomkraftwerken weltweit die momentan benötigte elektrische Leistung bereitzustellen, müssten tausend bis zehntausend SMR-Anlagen gebaut werden, hatte das Öko-Institut für das BASE ermittelt. Fragen zu Sicherheit, Transport, Rückbau sowie zur Zwischen- und Endlagerung seien bislang ungeklärt.

Neben Großbritannien setzt auch Frankreich auf diese nächste Generation der Atomkraft. Präsident Emmanuel Macron gab kürzlich bekannt, bis 2030 eine Milliarde Euro in Mini-AKW investieren zu wollen. In Estland ist ein SMR geplant, in Argentinien und China werden derzeit die ersten derartigen AKW gebaut. Microsoft-Mitgründer Bill Gates ist ein Befürworter von Mini-AKW. Das von ihm mitfinanzierte Unternehmen Terrapower arbeitet schon seit einiger Zeit an SMR.

(anw)