Ausprobiert: Pappe-Recycling@Home mit Formen aus dem 3D-Drucker

Nicht nur industriell lässt sich Pappe gut recyceln. Auch Zuhause kann man mittels 3D-gedruckter Formen neue Objekte machen, wie das Projekt Pulp It! zeigt.

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PulpIt Projekt Beispiele

(Bild: PulpIt! @Flowalistik)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Carsten Wartmann

Pappe ist ein toller Werkstoff und lässt sich gut recyclen. Agustin Arroyo hat sich mit seinem Projekt Pulp It! eine Methode überlegt, mit der man aus Pappmaché neue Dinge gestalten kann. Zum Einsatz kommt dabei ein 3D-Drucker, der Rest ist lustiges Gemansche mit Pappe und Wasser.

(Bild: PulpIt! @Flowalistik)

Wenn man an seine Kindheit zurückdenkt, dann entstanden aus Pappmaché eher lustige Figuren oder Masken mit recht rauer Oberfläche und man hat nur bedingt reproduzierbare Objekte bekommen. Agustin Arroyo @flowalistik hat zusammen mit BuildBee das Projekt auf den Weg gebracht, um das Recycling zu thematisieren und Objekte mit einer eigenen Ästhetik zu generieren.

(Bild: Agustin Arroyo @flowalistik)

Dazu wurden mittels CAD Formen entwickelt, die das Pressen von Pappmaché zu neuen Objekten ermöglichen. Die Ergebnisse sprechen für sich und sind erstaunlich stabil. Auf Wikifactory gibt es eine sehr gut gemachte und detaillierte Anleitung, die kaum Fragen offen lässt. Einige der Formen können kostenlos bei Prusa Printer, Cults3D oder auch Thingiverse heruntergeladen werden.

Über Twitter wurden schon einige Ergebnisse gezeigt, aber auch neue Press-Formen, wie etwa eine Mutter aus Pappe, mit etwas Lack versehen, ideal als Requisite für Theater- oder Filmsets.

(Bild: Smatkala @mxbasse)

Wir haben bei uns einmal die Schalen-Form ausprobiert. Der 3D-Druck ist durchaus zeitintensiv (13 Stunden) und es geht auch einiges an Material (ca. 240g) durch die Düse. Ich habe mein Lieblings-Druckmaterial PETG verwendet, das funktioniert super, ist aber etwas zu flexibel, sodass sich die Form bei hohen Pressdrücken leicht ausbeult und man an den Kanten etwas mehr überstehendes Material bekommt. PLA ist hier stabiler und daher besser geeignet.

Mangels Standmixer wurde ein Handmixer verwendet, um den Pulp (der englische Fachbegriff für die Zellstoffmasse) zu erstellen. Auch war nicht genügend PVA-Leim (Holzleim, Tapetenkleister o.ä.) aufzutreiben, daher wurden nach einem alten Rezept 2-3 Esslöffel Mehl zugegeben. Die helleren Schalen (Bilderstrecke) wurden mit Fertig-Pappmache (allerdings über 40 Jahre alt) gemacht. Dabei ist der Kleber schon in der Mischung, die dann nur mit Wasser angerührt werden muss. Diese Objekte sind etwas leichter, ansonsten aber auch sehr stabil.

PulpIt! Objekte aus Pappmaché (6 Bilder)

Ablage für allerlei Krims und Krams

Zum Auspressen des überschüssigen Wassers kam ein Netzbeutel zum Einsatz. Wenn man das Pulp gut auspresst und dann in der Form mit Fingern und einer Art Stempel (hier Rückseite eines Fasermalers) gut verdichtet, entstehen schöne und glatte Oberflächen. Kindern macht das "Gematsche" viel Spaß, nebenbei kann man auch noch ein paar Freiform-Figuren kneten, diese trocknen viel schneller und erfordern nicht so viel Geduld bis zur Weiterverarbeitung.

Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

Öffnen sollte man die Formen nicht zu früh, wir haben die Deckel nach einer Nacht vorsichtig entfernt und dann das Pappmaché noch mindestens einen Tag (mangels Heizkörpern auf dem auf 70 °C geheizten Druckbett) getrocknet. Ist man zu ungeduldig, kann die Klebkraft an der Form noch größer sein als die im Material und man beschädigt das Objekt.

Nach dem kompletten Trocknen kann man die Papp-Objekte prima bearbeiten und natürlich mit allen möglichen Dingen und Farben verzieren. Wir mögen das Aussehen der rohen Pappe aber fast zu sehr und wahrscheinlich bleiben sie in diesem Zustand. Es sei denn, die Kinder brauchen "plötzlich" ein Bastel-Geschenk zu Weihnachten.

(caw)