Toshiba spaltet sich in drei Unternehmen auf

Nach dem US-Partner General Electric zerschlägt sich nun auch der japanische Traditionskonzern Toshiba selbst – für mehr Transparenz und Effizienz.

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Toshiba

(Bild: yu_photo/Shutterstock.com)

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  • dpa
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Der japanische Technologieriese Toshiba will sich in drei börsennotierte Unternehmen aufspalten. Das gab das Traditionsunternehmen am Freitag bekannt. Unter starkem Druck ausländischer Aktionäre hofft die seit längerem strauchelnde Unternehmensgruppe, mit diesem für Japan beispiellosen Schritt die Profitabilität in Schlüsselbereichen künftig zu stärken.

Der 1875 gegründete Konzernriese gehört zu den bekanntesten Namen der japanischen Wirtschaft. Der desaströse Ausflug in das US-Atomkraftgeschäft und ein Bilanzskandal hatten Toshiba jedoch Mitte des vergangenen Jahrzehnts an den Rand des Abgrunds gebracht. Im Rahmen eines mittelfristigen Geschäftsplans soll der Bereich für Infrastruktur und Elektronikprodukte in separate Firmen ausgegliedert werden. Toshiba bliebe dann das Geschäft mit Halbleiterspeichern.

Erst vor wenigen Tagen hatte auch der US-Industriekonzern General Electric (GE) mitgeteilt, sich ebenfalls in drei Unternehmen aufzuspalten. GE und Toshiba sind seit langem Partner und kooperieren in Bereichen wie Offshore-Windkraftanlagen. Bei General Electric sollen künftig Gesellschaften entstehen für die Luftfahrt, Medizin und ein weiteres Unternehmen, welches die Geschäfte rund um erneuerbare Energien, Energieerzeugung und Digitalisierung umfasst.

Mit der nun auch bei Toshiba geplanten Aufspaltung reagiert das japanische Unternehmenskonglomerat auf wachsende Forderungen seitens aktivistischer Aktionäre nach Transparenz und Effizienz. Im Juni hatte ein unabhängiges Untersuchungsgremium festgestellt, dass Manager von Toshiba mit dem Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) kollaborierten, um ausländische Aktionäre daran zu hindern, durch Entsendung von Direktoren Einfluss auf den Vorstand auszuüben. Darauf mussten zwei Spitzen-Manager ihren Posten räumen. Konzernchef Satoshi Tsunakawa hatte zwar die Beziehung zum METI damit gerechtfertigt, dass Toshibas Geschäfte bedeutsam für die nationale Sicherheit Japans seien. Toshiba sei allerdings "zu weit" gegangen.

Ausländische Aktionäre halten einen Großteil der Anteile an Toshiba. In einem am Freitag vorgelegten Bericht räumte der Konzern ein, dass Top-Manager wie der frühere CEO Nobuaki Kurumatani zwar durch das Kungeln mit dem mächtigen Industrieministerium gegen unternehmerische Ethik, aber gegen keine Gesetze verstoßen hätten.

Toshiba wird vorgeworfen, übermäßig abhängig vom METI zu sein und exzessive Vorbehalte gegenüber ausländischen Investmentfonds zu haben. Kurumatani war im April abrupt im Zusammenhang mit internen Streitigkeiten wegen eines milliardenschweren Übernahmeangebots durch den britischen Finanzinvestor CVC Capital Partners zurückgetreten.

Toshiba besteht gegenwärtig aus sieben Unternehmensgruppen, darunter eine für Infrastruktur wie öffentliche Transportsysteme, eine Energiesparte für den Bau von Heiz- und Atomkraftwerken und eine Elektronikeinheit, die Festplatten und Halbleiter produziert. Toshiba will die Börsennotierung der zwei auszugliedernden Unternehmen in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2023 (bis 31. März) abschließen. Dem Restkonzern von Toshiba bliebe dann die Beteiligung am Halbleiterunternehmen Kioxia Holdings in Höhe von rund 40 Prozent.

(kbe)