Astronomie: TESS findet Exoplaneten mit sehr großem Orbit um zwei Sterne

Das Weltraumteleskop ist darauf ausgelegt, Exoplaneten zu finden, die Sterne äußerst eng umkreisen. Trotzdem gelang nun ein ganz anderer Fund.

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Künstlerische Darstellung von TIC 172900988 b

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

Lesezeit: 3 Min.

Dank einer besonders günstigen Konstellation hat das Weltraumteleskop TESS einen Exoplaneten gefunden, der zwei Sterne gleichzeitig umkreist und dafür 200 Tage braucht. Eigentlich ist das Instrument nicht dafür ausgelegt, Exoplaneten mit so langen Umlaufzeiten zu entdecken, immerhin sucht es in einer Himmelsregion immer nur einige Tage lang nach winzigen Verdunkelungen bei Sternen, die auf vorüberziehende Planeten hindeuten. Um einen Orbit zu bestätigen, braucht es aber mindestens zwei solcher Verdunkelungen. Weil der Exoplanet TIC 172900988 b auf seiner Bahn aber aus unserer Perspektive vor beiden zentralen Sternen seines Systems vorüberzieht, konnten zwei Transits der Sterne und Transits des Exoplaneten vor ihnen beobachtet werden. Das reichte zur Berechnung.

Wie die NASA nun erläutert, handelt es sich bei TIC 172900988 b um einen Gasriesen der Größe des Jupiter, der zwei sonnenähnliche Sterne umkreist. Zwar sind bereits eine Reihe von Exoplaneten bekannt, die zwei Sterne umkreisen, aber mit dem sehr weiten Orbit sticht er aus dieser Gruppe heraus. Die Berechnung der Bahndaten sei in solch einem Fall überaus kompliziert, unter anderem, weil man 200 Tage warten müsste, um den Orbit zu bestätigen. Mit TESS wäre das gar nicht möglich, weil das Weltraumteleskop den Sternenhimmel sektorenweise untersucht und das jeweils nicht sehr lange. Nur dank des Aufbaus des Systems und der für uns günstigen Lage der Sterne und des Exoplaneten sei der Fund überhaupt möglich gewesen. Es sei überhaupt das erste Mal gewesen, dass solche komplizierten Orbitalbewegungen mit so wenigen Daten errechnet wurden. Es gebe außerdem einen Hinweis auf einen weiteren Stern, der alle drei umkreist.

Der Transiting Exoplanet Survey Satellite (TESS) ist der Nachfolger des überaus erfolgreichen Exoplanetenjägers Kepler und seit 2018 im All. Auf seiner Primärmission hat es bereits Tausende mögliche Exoplaneten entdeckt, die müssen aber jeweils noch bestätigt werden. Das Instrument nimmt jeweils mindestens 27 Tage lang eine 24° mal 96° große Himmelsregion ins Visier und prüft die Sterne darin auf periodische Verdunkelungen, die auf Exoplaneten hinweisen. Für die nötigen zwei Transits müssen die ihren Stern also in wenigen Tagen umkreisen, die so gefundenen machen das deswegen deutlich enger als Keplers Funde. Möglich ist aber auch, dass Verdunkelungen bei zwei unterschiedlichen Beobachtungen der gleichen Region gefunden werden. Von den 169 bestätigen TESS-Funden haben zehn Orbits, die über 30 Tagen liegen, nur TIC 172900988 b kommt auf über 100.

(mho)