Hypothetischer neunter Planet womöglich schon vor fast 40 Jahren abgebildet

In den Beobachtungen eines Weltraumteleskops, das 1983 aktiv war, hat ein Astronom einen interessanten Kandidaten für einen neunten Planeten gefunden.

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Künstlerische Darstellung des bislang nur hypothetischen neunten Planeten

(Bild: Tom Ruen, CC BY-SA 4.0)

Lesezeit: 3 Min.

Das Weltraumteleskop IRAS hat möglicherweise bereits vor fast 40 Jahren einen neunten – damals zehnten – Planeten im Sonnensystem abgebildet. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls der renommierte britischer Astronom Michael Rowan-Robinson, der die Daten erneut ausgewertet hat.

Darauf hat Rowan-Robinson drei Bildpunkte entdeckt, die "definitiv interessante Kandidaten für Planet 9" sind, wie er nun schreibt. Er gesteht ein, dass die Daten des Infrared Astronomical Satellite nicht von allerbester Qualität seien, aber eine erneute Suche an der Position sei es wert. Um den möglichen Planeten an dieser Position auszuschließen, müsste mit aktuellen Teleskopen an dem Ort eine Quelle gefunden werden, denn ein Planet hätte sich inzwischen weiter bewegt.

Ein Planet?

(Bild: Rowan-Robinson)

Rowan-Robinson hat bereits 1983 in den Daten des damals aktiven Weltraumteleskops nach einem weiteren Planeten am Rand des Sonnensystems gesucht, erklärt er nun. Angesichts des wieder aufgeflammten Interesses an dem bislang lediglich hypothetischen Objekts in den vergangenen Jahren, habe er erkannt, dass die jüngsten Prognosen den Himmelskörper deutlich weiter außen im Sonnensystem platzieren, als von ihm damals angenommen. Außerdem ist inzwischen deutlich klarer, wie groß der "Planet 9" maximal sein kann und wo er sich nicht befinden kann. Unter diesen Maßgaben habe er die Daten des Infrarotteleskops erneut untersucht und ist demnach fündig geworden. Seine Arbeit wurde inzwischen zur Veröffentlichung in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society angenommen.

Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass IRAS 1983 tatsächlich den neunten Planeten abgebildet hat, sei angesichts verschiedener Einschränkungen der damaligen Technik und Vorgehensweise "nicht überwältigend", schreibt er. Trotzdem hält er es für lohnenswert, basierend auf seinen Angaben, genauer nachzusehen. Sollte sich der Fund doch bestätigen, wäre es nicht das erste Mal, dass ein weiterer Planet schon vor seiner "Entdeckung" abgebildet wurde. So wurde Pluto 1930 entdeckt, war aber schon 1915 abgebildet – aber nicht als Planet erkannt – worden. Der Neptun war von Galileo Galilei sogar 200 Jahre vor seiner Entdeckung gesehen worden, ohne dass der Italiener erkannt hatte, dass es sich um einen weiteren Planeten handelt.

Der US-Astronom Mike Brown, den die Suche nach dem neunten Planeten seit Jahren umtreibt, findet die Arbeit von Rowan-Robinson "nicht zwingend", hält die Entdeckung aber für möglich. Zwar würde ein Planet an dieser Position nicht zu seinen Berechnungen passen, aber das heiße nicht, dass dort nichts sein könne, erklärt er auf Twitter. Mit einem Kollegen hatte er erst vor kurzem deutlich eingegrenzt, wo sich ein weiterer großer Planet am Rand des Sonnensystems finden müsste. Davon, dass es ihn gibt, bleiben sie überzeugt. Ihre Einschränkungen haben sie als verbesserte Schatzkarte für die Suche bezeichnet.

(mho)