Activision Blizzard: Aktionäre fordern Rücktritt von Bobby Kotick

Jahrelang soll CEO Bobby Kotick über sexuellen Missbrauch bei Activision Blizzard hinweggesehen haben. Mitarbeiter und Aktionäre fordern nun seinen Rücktritt.

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(Bild: Casimiro PT/Shutterstock.com)

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Eine Gruppe von Activision-Blizzard-Aktionären fordert in einem Schreiben den Rücktritt von CEO Bobby Kotick. Der Sexismus-Skandal um das Videospiele-Unternehmen habe seinem Ansehen und dem Aktienwert geschadet, schreiben sie darin. Kotick habe es verfehlt, die "feindselige" Arbeitskultur bei Activision Blizzard anzugehen.

Ein Bericht des Wall Street Journal hatte Kotick zuvor schwer belastet. Der langjährige Activision-Chef soll jahrelang Kenntnis über das sexuelle Fehlverhalten männlicher Angestellter gehabt haben. Kotick soll Vorwürfe gegen Führungskräfte verschwiegen und selbst Mitarbeiterinnen belästigt haben.

Zu den Unterzeichnern des Aktionär-Briefes gehört die Investment-Gruppe SOC. Sie fordern nicht nur den Rücktritt von Bobby Kotick, sondern auch von zwei langjährigen Vorstandsmitgliedern. Die Unterzeichner drohen damit, im Juni gegen die Wiederwahl der Vorstandsmitglieder zu stimmen, sollte Activision Blizzard nicht auf ihre Forderungen eingehen. Die unterzeichnenden Aktionäre repräsentieren nur einen kleinen Teil der Aktien an Activision Blizzard, laut der Washington Post sind es 4,8 Millionen Anteile.

Kurz nach Veröffentlichung des WSJ-Berichts stellte sich der Vorstand hinter Bobby Kotick: "Wir bleiben zuversichtlich in die Führungsqualitäten von Bobby Kotick sowie in sein Engagement und seine Fähigkeit, unsere Ziele zu erreichen", heißt es in einem Statement. Schon jetzt habe Kotick wichtige Schritte eingeleitet, um die Arbeit bei Activision Blizzard positiver und offener zu gestalten. Hunderte US-Angestellte von Activision Blizzard hatten sich zu einem spontanen Streik zusammengeschlossen und Koticks Entlassung gefordert.

Bobby Kotick soll laut dem Wall Street Journal unter anderem über einen Vergewaltigungsvorwurf informiert gewesen sein, den eine ehemalige Angestellte des Activision-Studios Sledgehammer gegenüber ihrem Vorgesetzten erhoben hatte. Der Unternehmenschef habe sich dazu entschieden, diese Information nicht mit dem Vorstand zu teilen, berichtet das Wall Street Journal. Die US-Zeitung stützt ihren Bericht auf Aussagen von Insidern sowie interne Dokumente und Mails. In einem weiteren Fall soll Kotick eine Führungskraft des "Call of Duty"-Studios Treyarch beschützt haben, nachdem ihm eine Mitarbeiterin sexuelle Belästigung vorgeworfen hatte.

2006 soll sich eine Assistentin über Kotick beschwert haben, der ihr per Sprach-Mail Morddrohungen geschickt habe. 2007 soll Kotick außerdem von einer Flugbegleiterin verklagt worden sein, die Kotick sexuelle Belästigung vorwarf.

Im Juli hatte die kalifornischen Behörde Department of Fair Employment and Housing DFEH Klage gegen Activision Blizzard eingereicht. Darin wirft sie dem Unternehmen systematischen Sexismus und Diskriminierung gegenüber weiblichen Angestellten vor. Männliche Angestellte von Activision Blizzard hätten etwa sexistische Bemerkungen über ihre Kolleginnen abgegeben, Vorgesetzte sollen dieses Verhalten geduldet oder mitgetragen haben. Mitarbeiterinnen seien außerdem systematisch schlechter bezahlt worden und hätten verringerte Aufstiegschancen gehabt.

(dahe)