Weltraumteleskop Hubble: Mehr Neulinge und Frauen bekommen Beobachtungszeit

Seit die Vergabe von Forschungszeit für das Hubble-Teleskop doppelblind vergeben wird, kommen viel mehr Forschende zum Zug, die vorher noch kein Projekt hatten.

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(Bild: ESA)

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Seit die Beobachtungszeit des Weltraumteleskops Hubble komplett anonym vergeben wird, kommen Forscher und Forscherinnen deutlich häufiger zum Zug, die jeweils zum ersten Mal mit dem Instrument arbeiten. Das berichtet das US-Wissenschaftsmagazin Nature unter Berufung auf Daten des Space Telescope Science Institutes, das die Forschung von Hubble koordiniert. Auch die Zahl der Frauen, die als leitende Wissenschaftlerin für eine Beobachtung verantwortlich sind, sei zuletzt deutlich gestiegen. 2018 sei die Erfolgsrate von Forscherinnen bei der Beantragung von Beobachtungszeit zum ersten Mal größer gewesen als die von Forschern, dieses Jahr würden 29 Prozent von Hubbles Beobachtungen von Frauen verantwortet. Welchen Einfluss die Veränderungen auf die Forschung selbst haben, muss sich aber noch zeigen.

Wie Nature erläutert, hat die dafür verantwortliche NASA 2018 das System geändert, mit dem entschieden wird, wer für welche Forschungsvorhaben Beobachtungszeit des Weltraumteleskops bekommt. Die Vergabe erfolgt seitdem doppelblind, Antragssteller:innen und die für die Genehmigung zuständigen Personen kennen seitdem die Identität ihrer jeweiligen Gegenüber. Dadurch sollten der Einfluss verschiedener Voreingenommenheiten und auch Diskriminierungen verringert werden. Ziel sei es nicht gewesen, jeden Hinweis auf die verantwortlichen Forscher und Forscherinnen zu entfernen, sondern dafür zu sorgen, dass sie nicht Mittelpunkt der Debatte seien, erklärt Lou Strolger vom Space Telescope Science Institute. Die neue Vorgehensweise habe das Potenzial, unterrepräsentierten Gruppen mehr Chancen zu geben und das hat offenbar funktioniert.

Wie sich die Änderungen auf die Forschung selbst ausgewirkt haben, muss erst noch analysiert werden, heißt es weiter. Der Astronom Michael Merrifield von der Universität Nottingham geht gegenüber Nature dafür aus, dass die wohl nicht schlechter, aber auch nicht besser geworden sei. Nicht nur die NASA hat aber bereits nachgezogen, die Vergabe von Beobachtungszeit für alle anderen Teleskope der US-Weltraumagentur erfolgt inzwischen ebenfalls doppelblind. Auch die Europäische Südsternwarte ESO hat nachgezogen und ihre Antragsprozeduren entsprechend umgestellt. Wolfgang Kerzendorf von der Michigan State University, der sich damit beschäftigt hat, dürfte aber nicht als Einziger der Meinung sein, dass das nicht das Ende ist: "Ich sage nicht, dass es das perfekte System ist, aber ich glaube, dass es wohl aktuell das beste System ist."

(mho)