Großer Schlag von Interpol gegen Onlinebetrüger und Geldwäscher

Bei einer Operation der internationalen Behörde Interpol wurden mehr als 1.000 Verdächtige verhaftet und knapp 27 Millionen US-Dollar beschlagnahmt.

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Aufmacherbild Interpol Schlag gegen Onlinebetrug

(Bild: Oleksiy Mark/Shutterstock.com)

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Bei einer viermonatigen Aktion mit dem Codenamen "HAECHI-II" hat Interpol zahlreiche Online-Betrüger und Geldwäscher dingfest gemacht. Polizeibehörden aus 20 Ländern waren zwischen Juni und September dieses Jahres daran beteiligt. Sie verhafteten im Verlauf 1.003 Verdächtige und fingen knapp 27 Millionen US-Dollar ab.

Dabei konnten die Ermittler rund 1.660 Fälle abschließen und etwa 2.350 Bankkonten blockieren, die im Zusammenhang mit den betrügerischen Machenschaften stehen. Weiterhin haben die Strafverfolger dabei zehn ihnen bis dahin unbekannte kriminelle Maschen aufgedeckt. Es handele sich um die erste wirklich globale Operation gegen online-gestützte Finanzkriminalität mit Kooperation von Polizeibehörden auf allen Kontinenten, erklärt Interpol.

Die Aktion zeige die globale Bedrohung durch diese Form der Kriminalität, erläutert die Behörde in ihrer Meldung. HAECHI-II richtete sich demnach gegen bestimmte Arten des Online-Betrugs, von Heiratsschwindel über Investitionsbetrug bis hin zu Geldwäsche mit illegalem Online-Glücksspiel.

Die Operation war zugleich ein Pilotversuch des neuen globalen Zahlungs-Abbruch-Systems Anti-Money Laundering Rapid Response Protocol (ARRP), das sich in mehreren Fällen als entscheidend zum erfolgreichen Abfangen von Schwarzgeldern erwiesen hätte. Interpol möchte mit ARRP im kommenden Jahr in den Regelbetrieb gehen. Die zuständige Einheit für Finanzkriminalität der Behörde arbeite mit den Mitgliedsländern noch an der Integration in die bestehenden Kommunikationskanäle.

Anders als in der öffentlichen Wahrnehmung angenommen, handele es sich nicht um niederschwellige Kriminalität mit geringen Summen. Die Ergebnisse von HAECHI-II zeigten, dass transnational organisierte Kriminalität das Internet nutze, um Millionen von ihren Opfern auszunehmen und diese illegalen Gelder dann auf über den Globus verstreute Bankkonten zu verteilen.

Interpol berichtet von einem Fall aus Kolumbien, bei dem eine namhafte Textilienfirma durch einen erfolgreichen E-Mail-Scam um 8 Millionen US-Dollar betrogen wurde. Die Angreifer gaben sich dabei als Rechtsvertreter der Firma aus und erteilten die Anweisung, 16 Millionen US-Dollar auf zwei chinesische Bankkonten zu überweisen. Die Hälfte des Geldes war bereits angewiesen, als der Betrug aufflog. Daraufhin schaltete die Firma die lokalen kolumbianischen Behörden ein, die sich wiederum an Interpol in Bogota wandten.

Unter Einbeziehung des ARRP-Netzwerks wurden die internationalen Polizei-Kooperationskanäle zwischen den Interpol-Niederlassungen in Bogota, Hongkong und Peking genutzt und die Finanztransaktionen eingefroren. Die illegalen Zahlungsströme abzufangen, bevor sie in den Taschen von Geldwäschern verschwinden, sei ein Wettlauf gegen die Zeit. Durch das neue Netzwerk konnte 94 Prozent des Geldes in Rekordzeit gestoppt und die Firma vor dem Bankrott bewahrt werden, schreibt die Behörde stolz. In einem weiteren Fall mit einer slowenischen Firma als Opfer konnten die Ermittler die vollen 800.000 US-Dollar in China abfangen und zurückgeben.

(dmk)