KirchMedia-Sanierer wollen Produktion verkaufen
Das Sanierungskonzept für das Kerngeschäft der Kirch-Gruppe ist in der Endbearbeitung. Problematisch gestaltet sich die Bewertung der Filmrechtebibliothek, da nur ein Drittel der Filme werthaltig sei.
Das Sanierungskonzept für das Kerngeschäft der Kirch-Gruppe ist zwei Monate nach dem Insolvenzantrag weitgehend abgeschlossen. Nach Informationen des Handelsblatt planen die Sanierer, einen großen Teil der Film- und Fernsehproduktion zu verkaufen. Die Filmrechtebibliothek und die Mehrheitsbeteiligung am TV-Konzern ProSiebenSAT.1 Media AG solle jedoch in einer Hand gelassen werden. Problematisch gestalte sich besonders die Bewertung des Filmrechtebestands, da möglicherweise nur ein Drittel der Filme werthaltig sei. Über die Eröffnung des Insolvenzverfahrens wird voraussichtlich Mitte Juni entschieden.
Für seine Beteiligung am Axel Springer-Verlag kann Leo Kirch hingegen nach der Entscheidung des Landgerichts München vom Donnerstag zunächst selbst nach einem Käufer suchen. Damit ist die Zukunft des Aktienpakets wieder ungewiss. Es sei aber sehr fraglich, ob es Kirch gelingen werde, einen anderen Käufer für den 40- prozentigen Anteil zu finden, hieß es am Freitag in Bankenkreisen. Daher sei es wahrscheinlich, dass die Beteiligung nach Ablauf der vereinbarten Frist doch wieder der Deutschen Bank zufallen werde.
Die Anwälte Kirchs hatten sich am Donnerstagabend mit der Deutschen Bank auf einen Vergleich geeinigt. Demnach darf die Deutsche Bank erst nach dem 30. August von ihrem Pfandrecht an dem Springer-Paket Gebrauch machen. Bis dahin kann Kirch versuchen, das Paket selbst zu verkaufen und seinen Kredit bei der Deutschen Bank von 720 Millionen Euro zu tilgen. Dieser Zustand dürfe wohl auch dem Axel Springer Verlag missfallen, hieß es in Branchenkreisen. "Jetzt hat Kirch wieder den Daumen drauf." Durch die Verlängerung der Frist habe Kirch Zeit gewonnen.
Im Gegenzug musste sich Kirch verpflichten, das Pfandrecht der Deutschen Bank an dem Springer-Paket nicht in Frage zu stellen. Diese Zusage wertete die Deutsche Bank als Erfolg. Leo Kirch ist seit Monaten tief zerstritten mit der Deutschen Bank. Er wirft dem ehemaligen Chef Rolf Breuer vor, die KirchMedia durch öffentlich geäußerte Zweifel an der Kreditwürdigkeit in die Insolvenz getrieben zu haben. Er verlangt zudem Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe von Breuer. Dieses Verfahren wird voraussichtlich im Spätsommer in München beginnen. Darüber hinaus stellte Kirch Strafanzeige beim Landgericht Frankfurt wegen Verrats von Geschäftsgeheimnissen gegen Breuer.
Premiere-Chef Georg Kofler wird sich voraussichtlich vollständig aus dem Einkaufssender-Geschäft zurück ziehen. Zusätzlich zum Verkauf seiner Beteiligung an der Einkaufssender-Kette HOT Networks habe er auch vereinbart, sich von seinem Anteil an dem Sender Home Shopping Europe zu trennen, sagte eine Sprecherin in München. Kofler wolle seinen 15-prozentigen Anteil weitgehend an die Home Shopping Networks abgeben. Möglicherweise werde er einen kleinen Anteil behalten. Thomas Kirch wolle seine 33 Prozent vollständig abgeben. Die Verträge seien aber jeweils noch nicht unterzeichnet. (dpa) / (tol)