Trace Gas Orbiter am Mars: Wasser im größten Canyon des Sonnensystems entdeckt

Der Mars-Orbiter TGO der ESA hat im Canyon Valles Marineris direkt an der Oberfläche ein großes Wasservorkommen entdeckt. Das verdampft dort sonst meist.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 135 Kommentare lesen

Das Valles Marineris

(Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum), CC BY-SA 3.0 IGO)

Lesezeit: 2 Min.

Der Mars-Orbiter TGO der ESA hat am Boden des größten Canyons auf dem Mars "signifikante Mengen" von Wasser gefunden und das verantwortliche Forschungsteam überrascht. Wenn bisher Wasser – in der Form von Eis – auf dem Mars gefunden wurde, dann vorrangig an den Polen. Auf niedrigeren Breitengraden seien – zumindest an der Oberfläche – bislang nur geringe Mengen nachgewiesen worden.

Das nun entdeckte wasserreiche Gebiet im Valles Marineris hat demnach ungefähr die Größe der Niederlande (etwa 42.000 Quadratkilometer), bis zu 40 Prozent des Materials direkt unter der Oberfläche könnte dort Wasser sein. In welchem Aggregatzustand das Wasser vorliegt, geht aus den Messungen nicht hervor. Bei anderen Analysen gesammelte Daten legen demnach nahe, dass es gefroren ist. Es befindet sich im ersten Meter des Bodens.

Das direkt an der Oberfläche gefundene Vorkommen

(Bild: I. Mitrofanov et al. (2021))

Gefunden wurde das Vorkommen mit einem Neutronenteleskop namens FREND (Fine Resolution Epithermal Neutron Detector) an Bord des Trace Gas Orbiters, erklären die Forscher und Forscherinnen. Das Instrument fahndet nach Neutronen, die von der Oberfläche stammen und auf Wasserstoff hinweisen – je nach Feuchtigkeit unterscheiden sich deren Menge. Dass er mitten im größten Canyon des Sonnensystems fündig geworden ist, war unerwartet, schreibt das Team um Igor Mitrofanov von der Russischen Akademie der Wissenschaften. In dieser Region des Roten Planeten verdampfe Wasser aufgrund der Temperatur- und Druckverhältnisse üblicherweise. Mineralien hier enthielten meist nur wenige Prozent Wasser. Der Fund lege also nahe, dass an diesem Ort entweder besonders günstige Umstände herrschen, oder das Wasservorkommen irgendwie immer wieder gefüllt werde.

Während in größeren Tiefen auch in diesen Breitengraden bereits Wasser gefunden wurde, seien die Reservoirs allein wegen ihrer Unzugänglichkeit nicht so interessant wie das am Boden des Valles Marineris. Es biete sich also für weitere Missionen geradezu an. Der Canyon fasziniert auf der Erde seit langem, weil er an den berühmten Grand Canyon in den USA erinnert, gleichzeitig aber ungefähr zehnmal so groß und fünfmal tiefer ist. Der Trace Gas Orbiter, der dort nun so viel Wasser gefunden hat, wurde 2016 gestartet. Er ist Teil des Programms ExoMars der ESA und der russischen Weltraumagentur Roskosmos. Zu dem gehört auch ein Rover, der im kommenden Jahr endlich starten soll. Den Wasserfund stellen die Forscher und Forscherinnen jetzt im Fachmagazin Icarus vor.

(mho)