Chipauftragsfertiger Globalfoundries Dresden baut neues eigenes Kraftwerk

Globalfoundries' deutsches Niederlassung erneuert die eigene Energiegewinnung aus Erdgas. Das neue Kraftwerk soll ein Viertel weniger CO₂ ausstoßen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 123 Kommentare lesen

Links Globalfoundries' Halbleiterwerk, rechts das Kraftwerk.

(Bild: GF Dresden)

Lesezeit: 3 Min.

Der Chipauftragsfertiger Globalfoundries (GF) unterhält an der Dresdener Niederlassung schon seit dem Jahr 2005 ein eigenes Kraftwerk zur Deckung des eigenen Strom- und Wärmebedarfs. Nach der letzten Erweiterung im Jahr 2007 will Globalfoundries nun laut eigener Aussage eines der modernsten Energy Supply Center (EVC) Europas aufbauen. Die Planungs- und Genehmigungsverfahren haben bereits begonnen.

Der Betrieb eines eigenen Kraftwerks mit Erdgas ist günstiger als der Zukauf von Energie – und auch zuverlässiger. Ein großflächiger Stromausfall im Raum Dresden betraf vergangenen September zwar die Halbleiterhersteller Bosch und Infineon, nicht aber Globalfoundries. Längerfristige Stromausfälle, die sich nicht mit Notstrom-Aggregaten abfangen lassen, können in Produktion befindliche Silizium-Wafer zerstören und die Produktion somit um Wochen bis Monate zurückwerfen.

Bisher kommen bei GF neun Erdgasmotoren vom Typ TCG 2032 V16 der Firma MWM zum Einsatz. Das Energieversorgungscenter II kann unterbrechungsfrei 35 Megawatt (MW) Strom, 38 MW Wärme oder 53 MW Kälte für das Halbleiterwerk liefern. Zum Vergleich: Moderne Supercomputer nehmen bis zu 30 MW rein elektrischer Energie auf. Globalfoundries' Halbleiterwerk benötigt im Jahr rund eine Terawattstunde Energie. Davon entfallen jeweils 500 Gigawattstunden auf den Bedarf elektrischer Energie sowie den Bedarf an Energie für die Heizung und Kühlung.

Globalfoundries in Dresden (samt Kraftwerk) (3 Bilder)

Vorne Globalfoundries' Halbleiter, dahinter versteckt das eigene Kraftwerk.
(Bild: GF Dresden)

Beim neuen Kraftwerk setzt Globalfoundries weiterhin auf Erdgas als primären Energieträger, verwendet jedoch modernere Motoren mit einem durchschnittlichen Gesamtwirkungsgrad von mehr als 90 Prozent. Das Energy Supply Center soll somit 30 Prozent weniger Erdgas benötigen als bisher und die Treibhausgasemissionen um mindestens ein Viertel (100.000 Tonnen CO₂) auf etwa 300.000 Tonnen CO₂ reduzieren.

Das Rückkühlsystem für die neue Stromversorgung stellt GF auf ein geschlossenes System um, um den Wasserbedarf um rund 80 Prozent zu reduzieren. Mittels Kraft-Wärme-Kopplung wird die Abwärme der Erdgasmotoren ins Heiz- und Kühlsystem eingespeist. Das Prinzip bietet sich bei GF förmlich an, da das Kraftwerk unmittelbar neben dem Halbleiterwerk steht – schön zu sehen über Google Maps (das Kraftwerk läuft unter dem Namen "Energieversorgungscenter Dresden-Wilschdorf GmbH & Co. KG").

In der Mitteilung schreibt GF auch: "Zur Unterstützung der Kühlung der in der Produktion anfallenden Abwärme nutzt GF den größten Eisspeicher Europas. Er dient zur Abdeckung von Lastspitzen und zur Speicherung von Energie. Im Zuge der Modernisierung wird er weiter ausgebaut."

Unterm Strich arbeitet GF Dresden noch längst nicht CO₂-neutral, unternimmt aber einen großen Schritt in diese Richtung. Der Umbau des Kraftwerks beginnt ab 2022 ohne Unterbrechung der Chipproduktion, schreitet also fortlaufend voran. Für die Fertigstellung veranschlagt GF fünf Jahre. Der Energieversorger SachsenEnergie AG unterstützt GF bei dem Projekt.

(mma)