Atomkraft: Belgische Regierung vertagt Entscheidung über Atomausstieg

Eigentlich sollte noch vor Weihnachten eine endgültige Entscheidung über den Atomausstieg fallen. Nun bleiben bis Mitte März zwei Optionen.

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AKW Doel.

(Bild: Engie)

Lesezeit: 3 Min.

Die belgische Regierung hat sich auf einen Kompromiss im Umgang mit den Atomkraftwerken im Land geeinigt. Die AKW an den Standorten Doel und Tihange sollen 2025 geschlossen werden; allerdings ist noch nicht endgültig entschieden, ob sie teilweise doch über 2025 hinaus betrieben werden. Endgültig darüber entschieden werden soll am 18. März 2022, berichten belgische Medien.

Eigentlich habe die belgische Regierung noch vor Weihnachten über den endgültigen Atomausstieg entscheiden wollen, berichtet der Sender VRT, deshalb hätten sich die zuständigen Kabinettsmitglieder noch einmal getroffen. Dabei verschoben sie die angestrebte Entscheidung um knapp drei Monate. Die Grünen in der Regierung sind für einen Ausstieg 2025, dagegen wehren sich die frankophonen Liberalen. Sie befürchten Stromengpässe.

Falls sich die Grünen durchsetzen, würden unter anderem zwei Gaskraftwerke gebaut, die den fehlenden Strom der dann abgeschalteten Atomkraftwerke ersetzen sollen. Allerdings sei die Genehmigung eines der geplanten Gaskraftwerke, das in Vilvoorde gebaut werden soll, nicht erteilt. Die Regierung wolle daher bis zum 15. März auf eine Genehmigung warten. Dann soll geprüft werden, ob ein Gaskraftwerk an einem anderen Standort entstehen darf.

Georges-Louis Bouchez, Vorsitzender des an der Regierung beteiligten Mouvement réformateur, setzt auf die beiden jüngsten, seit 1985 laufenden Reaktoren Doel 4 und Tihange 3 als Reserve. Allerdings hatte der Betreiber der AKW Engie vor Kurzem betont, dass eine Verlängerung der Laufzeiten nicht möglich sei.

Eine Laufzeitverlängerung benötige eine Vorlaufzeit von mindestens fünf Jahren, auch wegen der notwendigen Studien und Genehmigungsverfahren, argumentierte der Betreiber. Ebenfalls Zeit bräuchten juristische Verfahren und die nötigen Investitionen. Das hätten Erfahrungen mit gleichartigen Projekten gezeigt.

Die sieben belgischen Reaktoren (drei in Tihange, vier in Doel) sollten jeweils vierzig Jahre nach Beginn des kommerziellen Betriebs abgeschaltet werden, wurde in Belgien 2003 beschlossen. Für die ersten beiden Reaktoren war entsprechend die Abschaltung 2015, für die letzten 2025 vorgesehen. 2015 beschloss Belgien, die Laufzeit der Reaktoren Doel 1 und 2 bis 2025 zu verlängern; eine solche Möglichkeit war im belgischen Gesetz zum Atomausstieg vorgesehen.

Doel liegt 150 Kilometer, Tihange 70 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Im Sommer dieses Jahres hatte die Stadt Köln eine Resolution unterzeichnet, die sich gegen die Laufzeitverlängerung richtet. Der Standort Doel werde seit Jahren wegen verschiedener Sicherheitsbedenken kontrovers diskutiert, hieß es in der Resolution, die von der Region Aachen initiiert worden war. Die Region hatte bereits 2017 mit Jodtabletten für einen möglichen Atomunfall vorgesorgt.

(anw)