Chinesisches Kernfusionsexperiment hält 17 Minuten lang 70 Millionen °C

Der Experimental Advanced Superconducting Tokamak hat über eine längere Zeit eine hohe Plasmatemperatur konstant halten können.

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Kontrollraum des experimentellen Kernfusionsreaktors in Hefei.

(Bild: ASIPP)

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Der Experimental Advanced Superconducting Tokamak (EAST) in Hefei in der ostchinesischen Provinz Anhui meldet einen neuen Temperaturrekord. Ende des vergangenen Jahres habe in dem experimentellen Kernfusionsreaktor 1056 Sekunden, also gut 17 Minuten lang eine Plasmatemperatur von 70 Millionen °C gehalten werden können, berichtet das Institut für Plasmaphysik an der chinesischen Akademie der Wissenschaften (ASIPP). Das sei die längste Zeit bisher, in der eine solche Temperatur konstant gehalten werden konnte.

Damit sei eine solide Grundlage für die weitere Erforschung der Energiegewinnung aus Kernfusion geschaffen, schreibt die ASIPP. Deren Generaldirektor Prof. Yuntao Song meint, das perfekte ASIPP-Team werde sich jeder Schwierigkeit stellen, egal, wie schwer es ist.

Im Mai habe das Forschungsteam in dem supraleitenden Reaktor vom Typ Tokamak in einem Experiment bereits 101 Sekunden lang eine Plasmatemperatur von 120 Millionen °C halten können, über 20 Sekunden lang 160 Millionen °C berichtet die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Als einen wichtigen Schritt wird am EAST angestrebt, eine Temperatur von über 100 Millionen °C über eine Woche lang halten zu können.

Das EAST arbeitet dem internationalen Kernfusionsprojekt ITER in Cadarache in Südfrankreich zu. An dem Projekt sind außer China die EU, Japan, die USA, Russland, Südkorea und Indien beteiligt. Die in China gewonnenen Erkenntnisse sollen in Südfrankreich weiterhelfen. Zudem entsendet das ASIPP Expertenteams nach Cadarache, so zum Beispiel im ersten Quartal 2021, als es um den Einbau der 330 Tonnen schweren Feldspule PF6 für den Boden des ITER ging, die auch in China hergestellt worden war.

Mit dem Versuchsreaktor ITER soll die Technik getestet werden, mit der Energie aus der Verschmelzung von Wasserstoff-Atomen erzeugt werden könnte. Die Kosten werden auf mehr als 20 Milliarden Euro geschätzt.

ITER: Der Kernfusions-Versuchsreaktor in Frankreich (91 Bilder)

Achtzehn D-förmige Ringfeldmagnete, die um das Vakuumgefäß herum platziert sind, sollen ein Magnetfeld erzeugen, dessen Hauptfunktion darin besteht, die Plasmapartikel zu begrenzen. (Bild: ITER)

(anw)