Y2K22-Bug legt Stromanschluss lahm – Kärntner ohne Warmwasser

Zum Jahreswechsel ist in 1.600 Kärntner Haushalten der Nachtstrom ausgefallen. Grund ist ein Softwarefehler in Schaltuhren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 109 Kommentare lesen
Strommast

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 2 Min.

Am 1. Jänner, 0:00 Uhr, ist in rund 1.600 Haushalten im österreichischen Bundesland Kärnten der Nachtstrom ausgefallen. Schuld ist ein Softwarefehler in Schaltuhren, die etwa zehn Jahre alt sind. Damit haben diese Haushalte kein Warmwasser mehr und in manchen Fällen auch keine Heizung. Sie müssen auf den Hausbesuch eines Monteurs warten.

Das bestätigt der örtliche Netzbetreiber KELAG (Kärntner Elektrizitäts-AG). Betroffen sind Abnehmer in ganz Kärnten, sowohl Einfamilienhäuser als auch größere Wohnanlagen, mit Schwerpunkt in der Stadt Villach. "Das Problem dieser Schaltuhren kann von einem Monteur vor Ort behoben werden", teilt die KELAG mit, "Deshalb müssen nun Monteure zu allen Anlagen mit dieser Type von Schaltuhren hinfahren." Die Firma "bedauert die Unannehmlichkeiten für die betroffenen Kunden."

Die Korrektur dauert demnach zwar nur einige Minuten pro Anschluss, die Anfahrten zu zirka 1.600 Kunden nimmt in Summe aber doch geraume Zeit in Anspruch. Um die Stromversorgung rasch wiederherzustellen, hat die KELAG nach eigenen Angaben einige Mitarbeiter aus dem Urlaub geholt.

Traditionell sind Nachtstromanschlüsse dazu gedacht, Lasten vorhersehbar in die Nacht zu verschieben, wo die Stromnachfrage generell niedriger ist. Das Angebot ist für fest angeschlossene Elektrogeräte mit Speichervermögen gedacht, die kein Problem damit haben, wenn sie nur für einen Teil des Tages Strom ziehen können. Das sind in der Regel Warmwasserspeicher und elektrische Speicherheizgeräte. Häufig wird dabei Dreiphasenwechselstrom (400 Volt) genutzt.

Österreich produziert elektrischen Strom zu etwa vier Fünftel aus Wasserkraft. Nachts können die Wasserkraftwerke oft mehr Strom erzeugen, als gebraucht wird. Daher haben Nachtstrom-Anschlüsse in Österreich lange Tradition, auch Neuanmeldungen sind möglich. Ein 2011 verhängtes Verbot für Nachtspeicherheizungen wurde in dem Land 2015 wieder aufgehoben. Auch in Teilen Kanadas wird die Einführung günstigerer Nachtstromtarife erwogen. Als Teil der Programme für Klimaschutz gibt es dort Subventionsprogramme für elektrische Speicheröfen.

Nachtstrom-Kunden müssen zwar eine gewisse Komforteinbuße hinnehmen, profitieren dafür aber datenschutzfreundlich von niedrigeren Strompreisen. Der Preisunterschied ist jedoch nicht mehr so markant wie im 20. Jahrhundert. Smarte Stromzähler sind nicht erforderlich. Grundsätzlich können sehr einfach Schaltgeräte für das Ein- und Ausschalten der Stromzufuhr zu bestimmten Uhrzeiten sorgen – sofern sie korrekt funktionieren.

(ds)