Linux Mint 20.3 mit angepasstem Interface und moderater Modellpflege

Die für Desktop-Computer beliebte Linux-Distribution Mint 20.3 ist da. heise online fasst die Neuerungen zusammen.​

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Pinguin, gerade aus dem Wasser auf einen Felsen gehüpft, streckt seine Flügel aus

Der Pinguin ist Vorbild für Tux, das Maskottchen des Linux-Kernels.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Martin Gerhard Loschwitz
Inhaltsverzeichnis

Die Desktop-Distribution Linux Mint ist in Version 20.3 erschienen. Mit allzu vielen Änderungen sehen sich Nutzer nicht konfrontiert: Ein bisschen Politur des User Interface (UI), aktualisierte Programme sowie neue Funktionen bei den Mint-eigenen Anwendungen stellen die größten Änderungen dar.

Linux Mint hat sich in den vergangenen Jahren zu einer äußerst beliebten Linux-Distribution für den Einsatz auf Desktops gemausert. Die aktuelle Mint-Version 20 ködert Nutzer als Release mit Long-Term-Support vor allem mit umfassender Unterstützung bis 2025. In der Open-Source-Szene hat sich allerdings auch der Brauch etabliert, LTS-Systeme nach ihrem ersten Erscheinen nur behutsam zu verändern. Diesem Trend folgt die dritte Minor-Version von Linux Mint 20: "Una" bringt kleinere UI-Änderungen sowie einige Updates der Mint-eigenen Anwendungen mit sich.

Noch am ehesten werden Mint-Anwender das neue Standard-Thema von Linux Mint bemerken. Ganz gleich, für welche Edition der Anwender sich entscheidet – Mint kommt mit Cinnamon, Xfce und MATE daher –, optische Änderungen sind bei allen drei Versionen erkennbar. Insgesamt soll das Mint-Thema nun etwas "runder" und "weicher" wirken.

Dazu tragen abgerundete Ecken bei den Fenstern ebenso bei, wie eine überarbeitete Farbpalette. Das Standard-Grün, das Mint im Default-Thema verwendet, fällt etwas matter aus. Obendrein steht ein Dark Mode zur Verfügung, der es erlaubt, einzelne Anwendungen in dunkler Farbe darzustellen, auch wenn der Desktop selbst helle Farben nutzt. Verschiedene Mint-Anwendungen wie das MPV-Frontend Celluloid unterstützen jetzt ab Werk einen Dark Modus.

Gleichzeitig misten die Entwickler ihre Themen aus: Die "Darker"-Varianten sind in Linux Mint 20.3 nicht mehr enthalten. Diese waren eine Mischung aus hellem und dunklem Modus, standen jedoch immer wieder in der Kritik, weil sie mit geringem Kontrast kämpften. Zugleich legen die Mint-Entwickler die originale Version des "Mint-Y"-Themas, das bis Mint 20.2 zum Einsatz kam, als Neues Thema bei. Wer sich also mit den Änderungen des Standard-Themas in Mint 20.3 nicht anfreunden kann, kann zur alten Variante greifen. Dafür das Paket mint-themes-legacy zu installieren.

Ordentlich überarbeitet haben die Mint-Entwickler das IPTV-Frontend Hypnotix. Hypnotix kommt mit einem IPTV-Sender-Katalog, die gebührenfrei zur Verfügung stehen. In Mint 20.3 bietet Hypnotix nun eine Suchfunktion, die viel Klicken im Katalog erspart. Hypnotix unterstützt den dunklen Modus. Liebe zum Detail kommt in neuen Flaggen-Icons für die Darstellung der Herkunftsländer der Streams zum Ausdruck.

Etliche MINT-Anwendungen wie hier Celluloid bringen in Mint 20.3 Support für einen eigenen Dark-Modus mit.

(Bild: Screenshot)

Wer viel mit Office-Dokumenten arbeitet, freut sich in Linux Mint 20.3 über die neue Anwendung Thingy. Sie listet alle Office-Dateien auf, die sie findet, und sortiert sie auf Zuruf des Nutzers nach verschiedenen Kriterien wie der letzten Bearbeitung. Doch unterstützt Thingy nicht nur typische Office-Formate, sondern auch PDF und Ebook-Formate wie EPub. In der Praxis bringt Thingy vor allem Zeitersparnis bei der Suche nach Dokumenten. Die zuletzt bearbeiteten Dateien können per Klick in Sekunden geöffnet werden.

Darüber hinaus haben die Mint-Entwickler viele kleine Änderungen für die Nutzer erarbeitet, vor allem bei eigenen Anwendungen. Die "Sticky Notes"-Applikation, die Notizen in einem Widget statisch auf dem Desktop anzeigt, hat nun ebenfalls eine Suchfunktion und bietet mehr Formatierungsmöglichkeiten. Das Kalender-Widget, das den Kalender direkt aus dem System-Tray erreichbar macht, zeigt im Cinnamon-Desktop Termine direkt an – und zwar vereinheitlicht aus sämtlichen Kalendern.

Darüber hinaus betreibt Mint 20.3 vorrangig Modellpflege. Das Paket HPLIP liegt in Version 3.21.8 vor und verbessert Support für Drucker und Scanner von HP. Eine neue Version des PDF-Anzeigers XReader bietet bessere Unterstützung für japanische Mangas und zeigt diese jetzt in richtiger Reihenfolge und Leserichtung an. Eine neue Version des Bluetooth-Tray-Icons ermöglicht, Bluetooth per Mausklick an- oder auszuschalten. Etliche neue Wallpapers runden die neue Version ab: Das Thema "Artwork" steht bei Mint traditionell weit oben auf der Liste der bevorzugten Themen.

Unter der Haube bleibt die Basis freilich das Betriebssystem Ubuntu 20.04, das selbst eine LTS-Version ist. Für die Mint-Entwickler ist das einerseits ressourcenschonend, denn die Pflege eines eigenen LTS-Grundsystems wäre extrem aufwändig. Allerdings bringt das Vorgehen auch Einschränkungen mit sich: So liegt Mint 20.3 wieder ein recht angestaubter Kernel 5.4 bei, ergänzt um die typischen Distributorenupdates von Canonical. Auch der Paketumfang entspricht weitgehend jenem von Ubuntu 20.04, was manche Standard-Anwendung buchstäblich alt aussehen lässt. Immerhin: Dank einer Partnerschaft zwischen Mint und Firefox ist immerhin schon Firefox 95 dabei, und am Freitag soll Linux-Mint das Update auf Firefox 96 nachschieben.

ISO-Abbilder von Linux Mint 20.3 stellt heise download zur Verfügung. Wer schon auf Mint 20.2 unterwegs ist, installiert das Update wie gewohnt über die Paketverwaltung des Systems. Weil die Änderungen übersichtlich sind, sei das Update allen Mint-Anwendern empfohlen.

Siehe auch:

(ds)