Anorexie und Bulimie auf Instagram: Algorithmen fördern Essstörungen

Instagram empfiehlt Minderjährigen die Profile anderer Essgestörter. Zudem bestärken dubiose Coaches deren Magerwahn und verlangen als Gegenleistungen Bilder.

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Instagram

(Bild: VGstockstudio/Shutterstock)

Lesezeit: 2 Min.
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Um den Einfluss von Instagram auf Essstörungen zu untersuchen, haben der NDR und WDR, die SZ und das Schweizer Redaktionsnetzwerk Tamedia etliche Testkonten als Profile von Minderjährigen angelegt. Dabei stellte sich heraus, dass sich "problematische Inhalte" mit den Konten nicht nur aufrufen lassen, sondern diesen auch empfohlen werden. Auch selbst ernannte Coaches sind auf der Plattform unterwegs, die den fiktiven Mädchen Hilfe beim Abnehmen anbieten, sie bei selbstzerstörerischen Handlungen bestärken und im Gegenzug Bilder verlangen – etwa in Unterwäsche.

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Die im Zuge der Recherche erstellten Konten ähnelten den Profilen anderer Magersüchtiger auf Instagram. Dadurch erhielten die Test-Accounts wohl unmittelbar Freundschaftsvorschläge von Konten, deren Inhaber offensichtlich essgestört sind. Vor allem die extremsten Accounts mit besonders mageren Körpern gewannen schnell viele Follower und damit eine größere Reichweite.

Die SZ, NDR, WDR und Tamedia hatten mehrere Konten dubioser Coaches gemeldet, woraufhin zunächst keine Reaktion erfolgte. Im Nachgang äußerte eine Pressesprecherin der Süddeutschen Zeitung gegenüber, dass das Verhalten der Coaches gegen die Richtlinien verstoße und man das Problem sehr ernst nehme – ein Großteil der Konten sind laut der SZ inzwischen gelöscht.

Die Coaches fordern laut der Recherchen auch von "echten" minderjährigen Instagram-Nutzerinnen Bilder, auf denen nicht nur ihr abgemagerter Körper zu sehen ist – Bilder, die deren selbstzerstörerisches Verhalten wie "Ritzen" und "Kotzen" dokumentieren, seien ebenfalls erwünscht.

Ende 2021 hatte Frances Haugen in einer Anhörung im US-Kongress erneut über Metas Algorithmen und deren Auswirkungen auf die Psyche von Kindern berichtet. Dabei betonte sie, dass der Konzern in der Lage sei, neutrale Inhalte auszuspielen. Stattdessen ziele Facebook auf Reichweite und neige darum zur Verbreitung extremer Inhalte. Daher fordert Haugen eine Regulierung der Plattformen Instagram und Facebook.

(mack)