ESA-Astronaut Matthias Maurer zeigt live Klassen-Selfies auf der ISS

Seit April 2020 wird an der Aktion "Hand in Hand um die Welt" gearbeitet, am Freitag sollen Bilder von 30 Grundschulklassen live auf der ISS gezeigt werden.

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Der Stoffstreifen mit den Klassen-Selfies hat sich während des Parabelflugs mit Frank Fischer weit entrollen lassen.

(Bild: DLR)

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Die Aktion ist schon länger in der Mache, heute soll das vorläufige Finale erfolgen: ESA-Astronaut Matthias Maurer wird eine Auswahl von "Klassen-Selfies" von über 1000 Kindern auf der ISS zeigen – in einem Live-Stream um 15:15 Uhr deutscher Zeit. Die Selfies wurden im Rahmen der Aktion "Hand in Hand um die Welt" von Schulkindern gezeichnet und sind schon seit dem 30. August 2021 auf der ISS. Maurer ist seit November an Bord.

Wie die ESA mitteilt, wurde für das Zeigen der Bilder (der Live-Stream kann bei Youtube verfolgt werden) eine spezielle Vorrichtung gebaut. Auszubildene des Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben den Aluminium-Behälter mit einer Auf- und Abspulvorrichtung hergestellt, damit durch die Aktion alle Sicherheitsregeln an Bord der ISS eingehalten werden.

Die Aktion blickt auf ein lange Vorbereitungszeit zurück, die allerdings – gemessen an vielen anderen Raumfahrtprojekten – trotzdem noch als sehr überschaubar gelten kann. Die Vorbereitungen begannen im April 2020. Im November 2020 wurden dann Grundschülerinnen und Grundschüler dazu eingeladen, "Klassen-Selfies" zu malen. Diese Selfies konnten an das Jugendportal DLR_next geschickt werden. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt wählte aus den Einsendungen Selfies von 30 Schulklassen aus, die daraufhin auf einen zehn Meter langen, schmalen Textilstreifen gedruckt wurden. Alle übrigen wurden auf einem USB-Stick gespeichert, der ebenfalls mit dem Behälter zur ISS reiste.

Anschließend gingen Auszubildende des DLR_School_Lab Braunschweig ans Werk und mussten dabei einige wichtige Voraussetzungen erfüllen: "Alle Gegenstände, die zur ISS gebracht werden, müssen vorher sehr viele Tests bestehen. Einfach einpacken und in den Weltraum-Transporter legen, geht nicht", erklärte Dr. Volker Kratzenberg-Annies im Oktober 2021 in einem Fortschrittsbericht. Kratzenberg-Annies ist unter anderem für die Nachwuchsförderung zuständig und hat die Aktion "Hand in Hand um die Welt" mit Frank Fischer vom School_Lab initiiert.

Test des Behälters

(Bild: DLR)

Der Behälter sollte "klein, handlich, leicht und sicher" sein. Handlich etwa, damit Matthias Maurer den Streifen in der Schwerelosigkeit problemlos ab- und aufrollen kann. Leicht und klein, weil beim Start einer Rakete jedes Gramm Gewicht eine Rolle spielt und möglichst viel mitreisen können soll. Sicher wird der Bildstreifen beispielsweise dadurch, dass er nicht – wie ursprünglich geplant – aus Papier ist. "Papier staubt beim Auf- und Abspulen. Staub ist unerwünscht, weil er herumschwebt und eingeatmet werden könnte", erklärt Frank Fischer. Er hat mit seinem Team ein besonderes Stoffgewebe ausgesucht, das auch gute Brandschutzeigenschaften hat. Der Stoff wurde mit einer Farbe bedruckt, die nicht ausdünsten könne.

Für das Gehäuse wurden zunächst mehrere 3D-Druck-Prototypen gebaut. Dann haben die angehenden Feinmechanikerinnen und Feinmechaniker gemeinsam mit ihrem Ausbilder die Metall-Entwürfe hergestellt. Das Ab- und Aufrollen wurde bei einem Parabelflug ausprobiert. Im April 2021 sind die Bilder in ihrem Metallbehälter per Post zur NASA in die USA gereist.

Das Jugendprojekt des DLR hat sowohl Grundschulklassen als auch Auszubildende eingebunden

(Bild: DLR)

Allerdings gibt es jetzt nicht nur einen Bildstreifen samt Gehäuse, sondern drei, damit im Notfall Ersatz da ist und anhand des Konstruktionsmodells beispielweise auch Problemlösungen auf der Erde ausprobiert werden können, falls es mit der Flugeinheit auf der ISS doch Schwierigkeiten gibt. Die Klassen-Bilder werden auch später wieder zurück zur Erde kommen. Dort soll der Textilstreifen Klasse für Klasse zerschnitten, gerahmt und mit einem Zertifikat an die jeweiligen Schulen geschickt werden.

(kbe)