Netflix-Aktie kracht, weil Kundenzustrom nachlässt

Netflix-Aktien sind Donnerstagabend gut 20 Prozent eingebrochen. Das Management erwartet deutlich weniger Neukunden und fallende Gewinne.​

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Kurvendiagramm "Weekly Global Paid Net Adds" zeigt steile Wachstumsraten für 2018, 2019, 2020 und 2021, aber nur geringes Wachstum für den Beginn 2022

Der Zustrom zahlender Kunden lässt nach.

(Bild: Netflix)

Lesezeit: 3 Min.

Netflix-Aktien sind im nachbörslichen Handel Donnerstagabend um mehr als 20 Prozent auf 405,50 US-Dollar gefallen. Grund ist der Ausblick, den das Management auf das laufende erste Quartal 2022 gegeben hat: Die Neukundenzahlen fallen weiter, und der starke US-Dollar drückt die Einnahmen aus dem Rest der Welt. Betriebs- und Reingewinn werden zurückgehen.

Der Rückgang des Nettozuwachses zahlender Kunden hat sich bereits im vierten Quartal 2021 abgezeichnet. Statt der erwarteten 8,5 Millionen Neukunden, was der gleiche Wert wie im vierten Quartal 2020 gewesen wäre, wurden es 8,3 Millionen. Dieser Wert soll im laufenden ersten Quartal 2022 auf nur 2,5 Millionen fallen, sagt das Management. Vor einem Jahr waren es immerhin vier Millionen. Dass Netflix die Preise in den USA und Kanada erhöht, dürfte nicht gerade Rückenwind erzeugen.

Das Wachstum liegt nicht nur meilenweit hinter 2020 zurück, als die Coronavirus-Pandemie viele Verbraucher neue Streaming-Abos abschließen ließ. Das Wachstum liegt auch deutlich unter den Werten von vor der Pandemie. Einerseits hat Netflix nun schon 222 Millionen zahlende Kunden, andererseits gibt es deutlich mehr Mitbewerb. Zudem lässt die Wirtschaftslage in Lateinamerika viele Leute den Gürtel enger schnallen; das Netflix-Abo ist ein leicht verzichtbarer Budgetposten.

In Zahlen ausgedrückt: 2020 hat Netflix seinen Stamm zahlender Kunden um 22 Prozent ausbauen können, 2021 nur noch um neu Prozent, und jetzt soll der Zustrom noch langsamer werden. Das hat institutionelle Anleger zu nachbörslichen Verkaufsordern veranlasst, die den Kurs in den Keller getrieben haben.

Im Jahresvergleich ist der Umsatz des vierten Quartals 2021 um 16 Prozent gestiegen, auf 7,7 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn ist allerdings um ein Drittel auf 632 Millionen Dollar gefallen – die Kosten für die neuen Serien und Filme wirken sich buchhalterisch aus. Der Reingewinn ist entgegen den Erwartungen um zwölf Prozent auf 607 Millionen Dollar gestiegen – eine millionenschwere Steuergutschrift spült Geld in die Kasse.

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Für das Gesamtjahr 2021 meldet Netflix 29,7 Milliarden Dollar Umsatz (+19%), 6,2 Milliarden Dollar Betriebsgewinn (+35%) und 5,1 Milliarden Dollar Nettogewinn (+85%). Allerdings hat Netflix hohe Kosten für Eigenproduktionen, die über Jahre abgeschrieben werden. Die Reserven an Bargeld und gebundenen Einlagen ist 2021 um mehr als zwei Milliarden auf gut sechs Milliarden Dollar gefallen. Dieser Rückgang beruht nur zu 600 Millionen auf dem Rückkauf eigener Aktien, den das Unternehmen im letzten Quartal des Jahres eingestellt hat.

In den letzten drei Monaten hat Netflix mehrere neue Serien und Filme aufgetischt, nun wird es erst einmal ruhiger. Erst gegen Ende des Quartals plant das Unternehmen neue Unterhaltung zu präsentieren. Entsprechend erwartet das Management einen vielfach höheren Reingewinn als im gerade zu Ende gegangenen Quartal. Die erhofften 1,8 Milliarden Dollar sind aber immer noch zehn Prozent weniger als im gleichen Quartal des Vorjahres. Der Reingewinn soll sich bei 1,3 Milliarden Dollar einpendeln – gut das Doppelte des vierten Quartals 2021, aber ein Viertel weniger als im ersten Quartal 2021.

(ds)