Windows-11-Kompatibilität ermitteln – ohne installiertes Windows

Die Kompatibilität eines Rechners mit Windows 11 zu prüfen ist nicht so einfach, wenn zum Beispiel Linux darauf läuft. Mit diesen Kniffen klappt es.

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(Bild: Wachiwit/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jan Schüßler

Seit Windows 11 mitsamt seinen happigen Hardwareanforderungen veröffentlicht wurde, erreicht uns immer mal wieder die Frage, ob man die Kompatibilität testen kann, ohne dass schon ein Windows installiert ist. Das mag auf den ersten Blick seltsam klingen, ist aber gar nicht so abwegig – zum Beispiel, wenn eigentlich Linux zum Einsatz kommt, man hin und wieder aber ein parallel installiertes Windows zur Hand haben möchte.

Einen Rechner auf Kompatibilität zu Windows 11 zu prüfen, wenn kein Windows 10 installiert ist, hat Microsoft nicht vorgesehen. Man kann natürlich von Hand alle Systemvoraussetzungen abgleichen, doch was ist, wenn eine Neuinstallation von Windows 11 scheitert und man gar nicht so recht weiß, warum?

Ein etwas umständlicher Weg wäre es, in Windows’ eigenem Protokoll nachzuschauen. Dafür brauchen Sie nur einen normalen Windows-11-Setup-Datenträger, den Sie mit Microsofts Media Creation Tool auf irgendeinem Windows-PC erstellen. Nachdem der Zielrechner vom Stick gebootet hat, durchlaufen Sie die Setup-Dialoge bis zur Laufwerksauswahl – ist die Hardware inkompatibel, kommen Sie gar nicht so weit, sondern sehen nur einen Hinweis auf unerfüllte Mindestanforderungen.

Sobald das passiert ist, öffnen Sie zuerst mit Umschalt+F10 eine Eingabeaufforderung und darüber mit dem Befehl notepad x:\windows\panther\setuperr.log das Fehlerprotokoll. Der letzte Eintrag in der meist recht kurzen Logdatei liefert einen Hinweis auf die Komponente, an der es hapert. Der Ausdruck "VerifyTPMSupported" etwa weist darauf hin, dass das TPM fehlt. Aber: Diese Methode des Kompatibilitäts-Checks kann langwierig werden. Das Setup prüft nicht alle Voraussetzungen auf einmal, sondern Stück für Stück – hat man eine Inkompatibilität behoben (etwa durch Einschalten von UEFI-Boot), scheitert das Setup danach mit etwas Pech an der nächsten Komponente.

Praktischer ist es, ein Tool zur Kompatibilitätsprüfung zu verwenden. Für Linux gibt es solche Programme aber nicht, und Microsofts eigene "PC-Integritätsprüfung" läuft nicht unter Windows PE – das ist die Live-Umgebung, die etwa beim Booten eines Windows-Setup-Datenträgers zum Einsatz kommt. Nicht so WhyNotWin11: Das alternative Prüf-Tool läuft auch unter Windows PE. Der naheliegende Weg ist also, einen Windows-Setup-Stick zu erstellen und das Tool zusätzlich in dessen Stammverzeichnis zu kopieren.

Lassen Sie den Rechner vom so präparierten Stick booten. Sobald das Windows-Setup Sie begrüßt, starten Sie einen Texteditor per Umschalt+F10, notepad, Eingabetaste. Den Texteditor können Sie als Datei-Explorer zweckentfremden: Öffnen Sie über "Datei/Öffnen" einen Dateidialog, wählen Sie unter Dateityp "Alle Dateien", klicken Sie links auf "Dieser PC" und doppelklicken Sie auf den USB-Stick – Sie erkennen ihn recht einfach anhand der Größenangabe. Starten Sie WhyNotWin11.exe per Rechtsklick und "Öffnen".

Läuft WhyNotWin11 unter Windows PE, können Sie die Angaben zu DirectX-Version, Partitionslayout und Laufwerksspeicher ignorieren – die anderen aber nicht.

Achtung: Aus Windows PE heraus gestartet sind drei Ergebnisse von WhyNotWin11 ungültig. Während Architektur, UEFI-Start, Secure Boot, TPM, CPU-Eigenschaften und RAM erkannt werden, scheitert das Tool an der Erkennung von GPT-Partitionsschema, freiem Speicherplatz und Grafikkarte. Das ist weniger dramatisch, als es klingt: Das Programm versucht, die Parameter aus dem laufenden System heraus zu ermitteln. Nun läuft Windows PE von einem virtuellen Laufwerk X:. Das ist kein GPT-Datenträger und es hat auch kaum freien Speicherplatz – daher behauptet WhyNotWin11, der Rechner würde diese Bedingungen nicht erfüllen. Sofern das System aber UEFI-fähig ist und die Festplatte ausreichend groß, können Sie das Ergebnis also ignorieren.

Ebenso kann das WhyNotWin11 in diesem Szenario den Grafikchip nicht erkennen – genauer gesagt: Weil die Grafikausgabe in Windows PE nur mit einem Dummy-Treiber läuft, kann das Tool nicht herausfinden, ob die Hardware samt passendem Treiber DirectX-12- und WDDM2-konform wäre. Als Faustregel kann gelten, dass AMD-Grafikkarten ab der R400-Serie und Nvidia-Karten ab der GeForce-900-Serie kompatibel sind; die integrierten Grafikkerne von Intel-CPUs erst ab Core i-8000.

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(jss)