Achterbahn: IBM wächst, aber verunsichert Investoren

IBMs Bekanntgabe seiner Finanzzahlen löste eine nachbörsliche Achterbahnfahrt des Aktienkurses aus. Die Firma gedeiht, verunsichert jedoch mit Schweigsamkeit.​

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Ein historischer IBM-POC mit 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk, Röhrenmonitor und Tastatur, alles von IBM

Ein Artefakt der IBM-Konzerngeschichte

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

6,5 Prozent mehr Umsatz, fast dreifacher Betriebsgewinn und mehr als doppelter Nettogewinn – mit diesen Finanzzahlen für das vierte Quartal 2021 hat IBM seine Aktien Montagabend nachbörslich auf Bergfahrt geschickt. Sie legten 6,4 Prozent zu. Während der folgenden Telefonkonferenz des Managements mit Finanzanalysten verschwand der Kurszuwachs wieder. Denn IBM wagt nur eine sehr vage Vorschau auf das laufende Quartal und Jahr.

Das hat die institutionellen Anleger offensichtlich verunsichert, sodass sie sofort IBM-Aktien verkauft haben. Die schriftlichen Unterlagen enthalten gar keine Vorschau. Wer dort nachsieht, wird auf die Telefonkonferenz verwiesen. In der waren dann kaum konkrete Zahlen zu erfahren.

Der Umsatz soll 2022 im "mittleren einstelligen Prozentbereich" wachsen, das aber vor Währungsschwankungen und vor den Auswirkungen der Abspaltung der Infrastruktursparte Kyndryl. Verträge mit Kyndryl sollen in den ersten drei Quartalen 2022 etwa drei Prozentpunkte Umsatzzuwachs bringen – was da genau vereinbart wurde, bleibt unklar. Der starke US-Dollar hingegen drückt IBMs Umsatzerwartungen um fast den gleichen Wert.

Der Freie Cash Flow soll 2022 gut zehn Milliarden US-Dollar erreichen. Seinen Jahresgewinn werde IBM zu zirka 40 Prozent in der ersten und zu zirka 60 Prozent in der zweiten Jahreshälfte machen. Wie hoch er denn werde, der Gewinn, wollten die Finanzanalysten wissen: "Ich werde nicht über eine Vorschau für den Gewinn je Aktie sprechen", schnitt IBMs Finanzchef James Kavanaugh diese Frage ab – und die Aktie purzelte. Gegen Ende des nachbörslichen Handels ging der Kurs wieder ein bisschen nach oben, sodass er schließlich ein Plus von knapp 2,5 Prozent erreichte.

Denn zuletzt ist es ja gut gelaufen für IBM. Der Quartalsumsatz ist im Jahresabstand um 6,5 Prozent auf 16,7 Milliarden US-Dollar gestiegen. Der Vorsteuergewinn ist um 183 Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar explodiert. Das liegt unter anderem daran, dass IBM im Vergleichszeitraum 2020 hohe Abschreibungen im Rahmen einer Umstrukturierung des Konzerns hatte. Der Nettogewinn ist um 107 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar gewachsen.

Beim Umsatz hat das Beratungsgeschäft (+13,1% auf 4,7 Milliarden Dollar) das Infrastrukturgeschäft (-0,2% auf 4,4 Milliarden Dollar) überholt. Den höchsten Umsatz bringt Software (+8,2% auf 7,3 Milliarden Dollar), wobei vor allem die Unterabteilung Red Hat mit einem Zuwachs von 19 Prozent hervorsticht. IBMs Finanzierungsgeschäft spielt keine nennenswerte Rolle mehr.

Für das Gesamtjahr meldet IBM 57,4 Milliarden Dollar Umsatz (+3,9%), 4,8 Milliarden Dollar Vorsteuergewinn (+88,1%), und 5,7 Milliarden Dollar Reingewinn (+2,7%). Der Bargeldbestand hat sich allerdings auf 6,7 Milliarden Dollar fast halbiert. Größer Umsatzbringer war 2021 die Softwaresparte (+5,3% auf 24,1 Milliarden Dollar), gefolgt von Beratung (+9,8% auf 17,8 Milliarden Dollar) und Infrastruktur (-2,4% auf 14,2 Milliarden Dollar).

(ds)