Atomkraft: Zwei ukrainische Reaktoren gehen wegen Problemen vom Netz

Energoatom hat Reaktoren in Chmelnyzkyj und Saporischschja vom Netz genommen, um Reparaturen durchzuführen. Strahlung sei nicht ausgetreten, heißt es.

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In einem Kontrollraum des AKW Chemlnyzkyj. Energoatom datiert das Foto auf den 17. Oktober 2018.

(Bild: Energoatom)

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Block 1 des Atomkraftwerks Chmelnyzkyj in der westlichen Ukraine ist am heutigen Dienstagmorgen abgeschaltet worden. Es gebe ein Problem mit dem Differentialschutz des Blocktransformators, teilte der Betreiber Energoatom mit. Eine Kommission soll die Ursachen des Vorfalls untersuchen, es seien Vorkehrungen getroffen worden, um die nicht näher benannten Folgen zu minimieren.

Personal, Umwelt und das Atomkraftwerk in Chmelnyzkyj seien nicht gefährdet, heißt es in einer Mitteilung. Das Strahlungsniveau am Standort habe sich nicht geändert, entspreche dem normalen Betrieb und überschreite nicht die natürlichen Hintergrundwerte. Der Vorfall sei vorläufig auf der siebenteiligen Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) auf Stufe 0 eingeordnet worden.

Der zweite Block sei weiter in Betrieb. Seine Leistung betrage aktuell 640 MW. Beide Blöcke in Chemlnyzkyj sind Druckwasserreaktoren der sowjetischen beziehungsweise russischen Bauart WWER-1000. Sie sind seit 1988 am Netz, als Ersatz für das ukrainische Atomkraftwerk Tschernobyl, das 2000 wegen schwerwiegender Sicherheitsmängel komplett abgeschaltet wurde. In Chemlnyzkyj werden zurzeit zwei weitere Reaktoren gebaut.

Block 4 der insgesamt sechs Reaktoren des AKW Saporischschja in der südöstlichen Ukraine hat Energoatom ebenfalls vom Netz genommen. Dort müsse ein Gasleck am Kühlsystem des Turbogenerators geschlossen werden, teilte der Betreiber mit. Die Arbeiten sollen am Donnerstagmorgen beendet sein, dann könne der Reaktor wieder ans Netz gehen. Die Strahlung am Standort betrage 8 bis 12 Mikroröntgen pro Stunde, das entspreche natürlichen Werten. Vom 22. bis 23. Januar 2022 war das AKW Süd-Ukraine südlich Juschnoukrajinsk vom Netz, um Probleme an einem Rückschlagventil einer Turbino zu überprüfen.

In der Ukraine gibt es insgesamt 15 Reaktorblöcke, von denen im Dezember 2021 14 in Betrieb waren und 300 Millionen kWh Strom pro Tag produzierten. In Block 4 des AKW Riwne werden Brennstäbe gewechselt, er soll demnächst wieder ans Netz gehen. In Block 4 des AKW Tschernobyl an der Nordgrenze der Ukraine ereignete sich im 26. April 1986 eine schwere Nuklearkatastrophe. Die Ukraine soll aus Furcht vor einem russischen Einmarsch in das dortige radioaktiv belastete Sperrgebiet Truppen geschickt haben.

(anw)